Viele neue Fragen

Georg W. Bush hat gesternviel geredet und wenig Konkretes gesagt. Bleiben sie oder gehen sie, die amerikanischen Truppen? Und wenn sie bleiben, wie sieht das militärische Konzept dann aus? Bis gestern wusste das niemand genau, und daran hat sich nach der Ansprache des US-Präsidenten nichts geändert.

Klar war und ist: Verlegungen wird es geben, weg aus der Mitte Europas, näher an die Krisenherde der Welt. Das ist nicht neu, sondern aus amerikanischer Sicht nur konsequent. Was aber wird aus Baumholder und der Bitburger Housing, aus Ramstein und Spangdahlem? Dabei geht es nicht nur um militärische Überlegungen, sondern auf deutscher Seite um tausende von Arbeitsplätzen, um Mieten und Aufträge, um Wohlstand oder Absturz ganzer Regionen. Spangdahlem ist dafür ein Paradebeispiel. Niemand sollte sich täuschen lassen, auch nicht von den dort laufenden Baumaßnahmen in einer Größenordnung von 170 Millionen Euro. Wenn die geplante Verlegung des Frachtverkehrs von der Rhein-Main Air Base in die Eifel realisiert, gleichzeitig aber das dort stationierte Jagdgeschwader abgezogen würde, sähe es zappenduster aus. Zum einen wird das Frachtaufkommen drastisch sinken, wenn die amerikanische Truppen in Deutschland drastisch reduziert werden. Zum anderen sinkt die Zahl der Militärangehörigen, die hier eine Wohnung suchen, einkaufen oder essen gehen. Auch die US-Investitionen werden deutlich zurückgehen und damit die Chance einheimischer Betriebe auf lukrative Aufträge. Spangdahlem als hochklassiges Materialdepot wäre das Schlimmste, was der Region passieren könnte. Eine hochmoderne militärische Infrastruktur, in der kaum noch Menschen arbeiten und von der kaum wirtschaftliche Impulse für den Eifel- und Moselraum ausgehen? Ein Albtraum. Selbst wer die negativen Auswirkungen der Air Base durch Lärm und Abgase in die Rechnung einbezieht, kommt nicht umhin, die wirtschaftliche Bedeutung des Stützpunktes in seiner jetzigen Form anzuerkennen. Eine Schließung von Spangdahlem oder auch nur die Änderung der Stationierungsstrategie ließe sich auf absehbare Zeit kaum kompensieren. Dennoch sollten die Verantwortlichen der Region nicht blauäugig sein und so tun, als bleibe auf ewig alles beim Alten. Für den Tag X braucht man Denkmodelle - jenseits von grüner Streuobstwiesen-Romantik. d.schwickerath@volksfreund.de

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