Viele Pannen, keine Erklärungen

LUXEMBURG. Das gestrige Unglück des Eurojets auf dem Luxemburger Flughafen wirft Fragen nach dem Sicherheitsstandard der Luxair auf. Die Zwischenfälle und Pannen der Fluggesellschaft häufen sich.

Der Schock bei den Luxair-Verantwortlichen sitzt tief. Die Serie der Zwischenfälle bei der Luxemburger Fluggesellschaft reißt nicht ab. Und die gestrige Beinahe-Katastrophe erinnert fatal an das schlimmste Unglück in der über 40-jährigen Luxair-Geschichte. Am 6. November vergangenen Jahres stürzte eine Fokker 50 kurz vor der Landung ab, 20 Menschen, darunter 15 Deutsche, starben. Seitdem ist das bis dahin fast makellose Image der Fluglinie ramponiert. Allein nach dem 6. November sind vier Zwischenfälle bekannt geworden. Die Luxair-Chefs sind ratlos. "Eine unglückliche Serie von Pannen", nennt Unternehmenssprecher Paul Greis die Häufung von Zwischenfällen. Eine Erklärung dafür kann er auch nicht liefern: "Die Piloten sind top ausgebildet, die Wartung unserer Maschinen ist absolut gewissenhaft." Über die Ursachen der Pannen und Unglücke gibt es keine Auskünfte. Der Abschlussbericht zum Fokker-Absturz soll nun endlich im Dezember vorgelegt werden. Wann die vom luxemburgischen Verkehrsministerium angeordnete Untersuchung zum gestrigen Zwischenfall vorliegt, kann noch niemand sagen. Selbst zu den von Luxair als harmlos heruntergespielten Pannen der jüngsten Vergangenheit gibt es keine Erklärungen und Konsequenzen. Auffallend ist, dass vor allem Flugzeuge vom Typ Fokker 50 in Zwischenfälle verwickelt waren. Luxair will sich von den Propellermaschinen trennen - allerdings nicht aus Sicherheitsgründen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen, wie versichert wird. Seit 1997 wurden insgesamt sieben Zwischenfälle und Unglücke bekannt: 14. Juli 1997: Eine Fokker 50 von Mailand-Bergamo nach Luxemburg muss in Straßburg landen: technische Probleme an einem Triebwerk. Die 22 Passagiere und die Besatzung überstehen den unfreiwilligen Stopp unverletzt. 12. Februar 1998: Eine Fokker 50 beginnt kurz nach dem Start in Luxemburg in Richtung Berlin-Tempelhof im Steigflug stark zu vibrieren. Der Kapitän bricht den Flug ab und landet sicher auf dem Findel. Als "eine Banalität" wurden damals die Störungen abgetan. Der Flug sei "zum Wohl der Passagiere" abgebrochen worden, eine Gefahr habe nicht bestanden. 27. Juli 1998: Beim Start reißt ein Teil der Gummiverkleidung des linken Außenrades eines Passagierflugzeuges auf dem Weg nach Athen. Um den Passagieren "ein Maximum an Sicherheit und Komfort zu gewährleisten", beschloss der Kapitän, den Flug abzubrechen und nach Luxemburg zurückzukehren. Zu keinem Zeitpunkt habe Gefahr für die Fluggäste bestanden, versichert Luxair. 6. November 2002: Bei Niederanven stürzt eine Fokker 50 kurz vor der Landebahn ab. Sie ist am Morgen in Berlin gestartet, an Bord: 22 Passagiere und Besatzungsmitglieder. 20 Menschen sterben, der 27-jährige Pilot und ein 36-jähriger Franzose überleben. Unglücks-Ursache: ungeklärt. 8. Dezember 2002: Der Flug einer Fokker 50 von Luxemburg nach Genf mit 14 Passagieren wird nach 25 Minuten unterbrochen, weil es Probleme mit dem automatischen Druckausgleich in der Kabine gibt. Der Pilot kehrt nach Luxemburg um - eine "reine Vorsichtsmaßnahme", wie es heißt. Für Passagiere habe keine Gefahr bestanden. 31. August 2003: Der Start einer Fokker 50 wird kurz vor dem Abheben vom Berliner Flughafen Tempelhof abgebrochen. Die Passagiere merken in der Kabine beißenden Geruch und Qualm. Als Ursache wird eine defekte Dichtung einer Ölleitung angegeben. "Für die Passagiere hat keine direkte Gefahr bestanden", versichert Luxair. 7. September 2003: Eine Boeing 737 kann wegen einer elektronischen Fehlermeldung den Rückflug von der kanarischen Ferieninsel Fuerteventura erst mit acht stündiger Verspätung antreten. Für die 171 Passagiere habe keine Gefahr bestanden, sagt die Luxair-Führung.

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