Viele Unbekannte

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und Unions-Unterhändler Horst Seehofer, hatten sich das so schön ausgedacht: Sie verkünden den Kompromiss in Sachen Gesundheitsreform und schon geht ein Jubelschrei durchs Land: Hurra, alles wird gut. Und was passiert? Das Gejammer ist riesengroß. Die Versicherten beklagen sich über heftige Zuzahlungen. Prompt wird nachgebessert und Härtefallregelungen festgelegt. Und die Kassen? Erst nach und nach lassen sie sich zu Ankündigungen von Beitragssenkungen hinreißen. Doch die Versicherten sind so schlau wie zuvor. Die Beiträge werden sinken - nur wann und in welcher Höhe, darauf will sich derzeit niemand festlegen lassen. Und weil eine Kasse vorgeprescht ist, wollen die anderen nicht nachstehen. Der Wettbewerb um den günstigsten Beitrag ist ausgebrochen. Einzig die AOK hält sich vornehm zurück. Und die Ministerin? Die schlägt Wut entbrannt auf den Tisch und sagt: Die Beiträge müssen runter, egal wie. Das will sie den Kassen nun persönlich ins Stammbuch schreiben. Schließlich steht sie im Wort: Patienten müssen entlastet und die Lohnnebenkosten müssen runter. Doch das Defizit der Kassen lässt kaum Spielraum für deutliche Beitragssenkungen. Außerdem steht zu befüchten, dass viele Patienten um den Zuzahlungen zu entgehen alle möglichen Behandlungen über sich ergehen lassen und damit die Ausgaben der Kassen nach oben treiben werden. Die angebliche Reform hat noch zu viele Unbekannte, als das seriös vorausgesagt werden könnte, die Gesundheitskosten werden langfristig sinken. b.wientjes@volksfreund.de

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