Virus oder Vergiftung: Rätseln über das Übel im Wigwam

Prüm · Mehr als 40 Kranke, aber auch eine schnelle Entwarnung: Den meisten Kindern aus dem Raum Trier, die das Ferienlager in Prüm besucht haben, geht es bereits wieder besser. Die Ursache für ihre Erkrankung ist noch unbekannt.

 Heute wird hier nicht mehr gegrillt: Das Waldjugendlager im Prümer Stadtteil Dausfeld am Montagmorgen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Heute wird hier nicht mehr gegrillt: Das Waldjugendlager im Prümer Stadtteil Dausfeld am Montagmorgen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Gleich 41 Erkrankungen auf einen Schlag: Das Ferienlager in den Wigwamhütten des Prümer Stadtteils Dausfeld ist zu Ende - fünf Tage früher als geplant. "In dieser Größenordnung habe ich das noch nicht gehabt", sagt Markus Köhnen. Der 27-jährige Jurastudent ist erster Vorsitzender des Trierer Vereins für Jugendfreizeiten, der das Ferienlager ausrichtet. Nachdem am Montagmorgen die Nachricht von den plötzlich aufgetretenen Symptomen bei so vielen der jungen Camp-Teilnehmer die Runde gemacht hatte, ist Köhnen sofort hinauf in die Eifel gefahren, um zu helfen und zu sehen, was dort los ist. Zumal auch sechs der elf Betreuer inzwischen im Krankenhaus sind: "Wir sind gerade dabei, einen Ersatzstab zusammenzustellen und die Sache möglichst heute abzuschließen", sagt Markus Köhnen. Ebenfalls in den Morgenstunden hat sich Monika Oppold, die Amtsärztin des Eifelkreises, auf den Weg nach Prüm gemacht. Nachdem sie sich einen Überblick verschafft und auch im Krankenhaus nachgehört hat, kommt sie zu einem vorläufigen Ergebnis: "Es ist bestimmt nichts Schlimmes. Aber es ist insofern dramatisch, als so viele betroffen sind." Zwei Jungs sitzen vor dem Zentralgebäude des Jugendlagers und sehen ziemlich unbetroffen aus. Geht es ihnen gut? "Ja klar!" Das gilt aber nicht für alle Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch in Dausfeld sind: Einige Mädchen sagen, dass sie sich nicht so ganz wohl fühlen. Kurz darauf kommt wieder ein Krankenwagen und nimmt sie mit. "Es sollen mittlerweile 41 sein", sagt Dr. Monika Oppold am Nachmittag. Allerdings hat sie auch beruhigende Nachrichten: Kersten Krauter, ärztlicher Direktor des St.-Josef-Krankenhauses in Prüm, habe ihr soeben mitgeteilt, dass alle bereits wieder auf dem Weg der Besserung seien. Die meisten können noch am Montag nach Hause, viele werden von ihren Eltern abgeholt, bei anderen übernimmt das der Verein für Jugendfreizeiten.Die Ursache ist allerdings noch nicht ausfindig gemacht: Die Auswertung der Stuhlproben werde wahrscheinlich erst in acht Tagen vorliegen, sagt die Amtsärztin. Von einer Lebensmittelvergiftung geht sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus, da sich darauf keine Hinweise ergeben haben.Es könne durchaus auch ein Virus gewesen sein, das in so kurzer Zeit zu diesen zahlreichen Erkrankungen geführt habe: "Das sind nur Mutmaßungen, aber ich könnte mir so etwas vorstellen", sagt Monika Oppold. Das Wetter sei nicht gut gewesen, die Kinder hätten deshalb viel Zeit drinnen verbracht. "Und dann kann sich so etwas ganz flott verbreiten." Und weil offenbar zwei der Kinder bereits am Donnerstag und Freitag die ersten Symptome aufgewiesen hätten, sei ein Virus als Ursache für die Gastro-Enteritis vorstellbar. Bleibt die Frage, wer sich heute im Jugendlager noch angesteckt hat: "Kommen Sie gut durch die nächsten Tage!", sagt Markus Köhnen zum Abschied.Video zum Thema:volksfreund.de/videoDer gemeinnützige Verein für Jugendfreizeiten (VFJ) in Trier wurde 1973 gegründet. Seitdem bietet er Feriencamps und andere Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Während der Sommerferien sind das unter anderem Angebote in der Eifel, im Hunsrück, auf der adriatischen Halbinsel Istrien oder in der französischen Ardèche. Die je Sommer bis zu 500 Teilnehmer sind zwischen neun und 17 Jahren alt. Betreut werden sie von Ehrenamtlichen, die mindestens 18 Jahre alt sein müssen und die der Verein in besonderen Lehrgängen schulen lässt. Zu den Ausbildungsinhalten gehören der Umgang mit Kindern und mit Hygiene, die Gestaltung von Gruppenarbeit, Recht und vieles mehr. fpl Noro-Virus: Im Oktober 2009 erkrankten während einer Ferienfreizeit in der Jugendbildungsstätte Don Bosco in Jünkerath (Landkreis Vulkaneifel) 17 Kinder aus Leverkusen und zwei Betreuer. Die Patienten waren am hoch ansteckenden Noro-Virus erkrankt. Der Erreger kann bereits durch einen Händedruck übertragen werden, er verursacht Durchfall und starkes Erbrechen, die Symptome gehen meist nach zwei bis drei Tagen wieder zurück. Zur Vorbeugung dienen unter anderem sorgfältiges Händewaschen vor und nach dem Essen oder dem Gang zur Toilette. fpl

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