Völlig daneben

Ein Ziel hat der neue Hitler-Film jedenfalls jetzt schon erreicht: Öffentlichkeit. Bei all den Kontroversen, die der Premiere des Films vorausgehen, steigt das Interesse vieler Kino-Fans, wie Deutschlands "Katzenklo"-Komödiant und Ausnahmejazzer Helge Schneider in "Mein Führer" den Hitler spielt.

Besonders der in Ostdeutschland neu aufkeimende Rechtsradikalismus heizt die Diskussion dabei zusätzlich an. Die Kernfrage ist, ob der Anführer eines der verbrecherischsten Regime der Weltgeschichte überhaupt in einer Filmsatire dargestellt werden kann. Diese Frage wird in den nächsten Wochen gewiss Fachleute wie Laien beschäftigen. Dass der Spielfilm von einem jüdischen Regisseur stammt, nimmt natürlich mancher Kritik die Spitze. Aber ist das wirklich ein Freibrief, der jede Kritik vereitelt? Freilich - die Idee einer Hitler-Persiflage ist nicht neu. Nach Charlie Chaplins "Großem Diktator" (1940), Ernst Lubitschs "Sein oder Nichtsein" (1942 für den polnischen Widerstand gedreht), und Mel Brooks "Frühling für Hitler" (1968) ist Dany Levis "Mein Führer" in der Gesellschaft bester Regisseure, darunter sogar zweier jüdischer Autoren, nämlich Lubitsch und Brooks. Dass der Hauptdarsteller Helge Schneider sich nachträglich von dem Kinofilm distanziert, zeugt indes von reichlich wenig künstlerischer Souveränität - es ist schlichtweg völlig daneben. Wer sich auf ein solches Abenteuer einlässt, sollte es auch durchstehen. Nur dann bleibt die künstlerische Leistung des Schauspielers glaubwürdig. Wenn Schneider jetzt schon die Diskussion "satt hat", ist das sehr enttäuschend, denn gerade seine Meinung ist gefragt. hp.linz@volksfreund.de

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