Voller Emotionen

Die Diskussion darüber, wie europäisch die Türkei ist, wird wohl noch über Jahre weiter geführt werden. Und zwar heftig, denn kaum eine andere Frage entzweit die ansonsten immer brav auf Einigung bedachten Europapolitiker so sehr wie diese. Fest steht: Es gibt keine einfache und unumstößliche Antwort darauf, ob die Türkei in die EU gehört oder nicht. Nichts gegen sachliche Diskussionen und Debatten über das Für und Wider, sie müssen zweifellos sein. Aber gerade weil das so ist, sollte man sich davor hüten, diese heikle und mit vielen Emotionen besetzte Frage aus schnöder Wahlkampftaktik zu instrumentalisieren. Das tut zurzeit die CSU. Ihrem Sprachrohr in Berlin, Michael Glos, fällt plötzlich ein, dass Thema EU-Beitritt spielen zu wollen, wenn Europa wählt. Also 2004. Abgesehen davon, dass die europapolitische Weitsicht der Christsozialen schon öfter mal begrenzt gewesen ist, bei dieser Ankündigung geht es doch nur um den bloßen Stimmenfang auf den letzten Metern bis zur Bayernwahl. Mehr nicht. Die Schwesterpartei CDU täte gut daran, sich nicht auch noch vor diesen Karren spannen zu lassen. Wäre Glos ehrlich, würde er nämlich anerkennen, dass in der Türkei inzwischen Veränderungen stattgefunden haben, die einst noch schier undenkbar gewesen sind.Ob diese und weitere Reformen schließlich für einen Beitritt in ein paar Jahren reichen werden, wird zum Glück nicht nur von der CSU beantwortet. nachrichten.red@volksfreund.de

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