Vom Kinderzimmer auf die große Leinwand - Spielzeugverfilmungen zwischen vollen Kassen und kreativer Leere

Früher Werbeprodukt, heute Hauptdarsteller: Viele Hollywood-Produktionen basieren auf Spielsachen. Der neueste Teil der Filmreihe "Transformers", der diese Woche in den deutschen Kinos startet, verdeutlicht deren Schwächen.

Ob Harry Potters fliegender Besen oder Obi-Wan Kenobis Lichtschwert - Spielzeuge sind Hollywoods verlängerter Arm ins Kinderzimmer. Keine große Filmproduktion kommt mehr ohne Merchandising aus (siehe Hintergrund). Was Walt Disney in den 1930ern mit Figuren und T-Shirts begonnen hatte, um für seine Zeichentrickfilme die Werbetrommel zu rühren, ist mittlerweile zur Haupteinnahmequelle vieler Studios geworden.
Ende der 1970er tauchte eine neue Strategie auf. Dienten die Begleitartikel bis dato dazu, für den Film zu werben, kamen Spielzeughersteller nun auf die Idee, ihre Produkte durch Filme und Serien populärer zu machen. Statt Actionfiguren der Filmcharaktere gab es nun Filme, die auf Actionfiguren basierten. Den Anfang machte 1977 die Puppe "Raggedy Ann" mit einem Zeichentrickfilm, dem in den 1980ern eine wahre Animations-Flut von den "Glücksbärchis" bis "Mein kleines Pony" folgte.
Dank computergenerierter Spezialeffekte bewegt sich das Spielzeug im 21. Jahrhundert auch durch den Realfilm. Mit "Transformers: Ära des Untergangs" kommt einer der erfolgreichsten Vertreter dieses Genres bereits zum vierten Mal ins Kino.
Ein Blick in die Vergangenheit fördert jedoch noch ganz andere Fundstücke zutage und zeigt, dass es meist keine gute Idee ist, die Handlung eines abendfüllenden Spielfilms lediglich auf einem Spielzeug aufzubauen.
1985 unternahm der Krimi "Alle Mörder sind schon da" den Versuch, das Brettspiel "Cluedo" auf die Leinwand zu bringen. Wie in der Vorlage müssen sechs Gäste eines Dinners einen Mord aufklären. Mit von der tödlichen Partie sind immerhin solch illustre Darsteller wie Tim Curry ("The Rocky Horror Picture Show"), Christopher Lloyd ("Zurück in die Zukunft") und Madeline Kahn ("Frankenstein Junior"). Bei Fans des abseitigen Humors genießt der Streifen zwar Kultstatus, ansonsten ist er eher unfreiwillig komisch.
Wer dachte, damit sei der Tiefpunkt erreicht, sollte sich dringend "Masters of the Universe" (1987) ansehen. Wie sich Muskelpaket Dolph Lundgren als menschgewordene Actionfigur He-Man mit seinem Schwert gegen Laserkanonen wehrt, spottet jeder Beschreibung.
Unterboten wird dieses Spektakel des schlechten Geschmacks nur noch von "Die Schmuddelkinder" (1987) und "Battleship" (2012). Während der erste Film auf Sammelbildern basiert und sowohl bei Kritikern als auch bei den Zuschauern zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten zählt, ist "Battleship" die Verfilmung des Brettspiels "Schiffe versenken". So dünn sich diese Idee anhört, so dünn ist auch das Drehbuch. Außer einer Schiffsflotte, die gegen eine Armada unbekannten Ursprungs kämpft, passiert nicht viel. Und das 131 Minuten lang für geschätzte 200 Millionen US-Dollar! Mit 300 Millionen Dollar weltweit spielte "Battleship" sein Budget dennoch ein.
Reihen wie "Transformers" zählen mit Einnahmen jenseits der 2,6 Milliarden Dollar gar zu den erfolgreichsten der Filmgeschichte. Und so sind weitere Filme geplant, auch wenn dadurch nicht mehr Spielzeug verkauft wird. Gerüchten zufolge darf sich das Publikum bald auf "Barbie" und "Monopoly" freuen.

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