Vom Luxus, einfach den Hahn aufzudrehen

Trier · Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser gilt in unseren Breiten als gesichert. Daran wird dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium zufolge wohl auch der Klimawandel nichts ändern. Ein Problem stellt im Land allerdings die großflächige Verunreinigung des Grundwassers dar.

Brütende Hitze flimmert über dem schlammig braunen Wasserloch, aus dem ein Kind soeben Wasser in eine rostige Kanne schöpft. Trinkwasser. Trinkwasser, das womöglich lebensgefährlich ist. Bilder wie dieses sind anlässlich des Weltwasserforums in den Medien allgegenwärtig. Mit der Realität in Deutschland, Rheinland-Pfalz oder der Region Trier haben sie nichts zu tun. "Wir haben mehr Wasser als genug", sagt Jürgen Stein, Referent für Wasserversorgung und Gewässerschutz beim rheinlandpfälzischen Umweltministerium. Und zwar in einer Qualität, die garantiert, dass Menschen dieses Wasser ein Leben lang bedenkenlos trinken können. Und so wird es auch bleiben, glaubt Stein. Trotz des Klimawandels, der der Region trockenere Sommer und nassere Winter bringen soll. "Wie sich das auswirkt, wissen wir zwar noch nicht, aber wir können uns vorstellen, dass es sich ausgleicht". Alles super also? Nicht ganz. Denn 95 Prozent des rheinlandpfälzischen Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen. Und ein großer Teil davon ist so stark verunreinigt, dass es als Trinkwasser nicht infrage kommt. Zwar hat das Grundwasser an den einzelnen Trinkwasserentnahmestellen laut Stein auch wegen der Schutzzonen eine so gute Qualität, dass es nicht erst aufwendig behandelt oder verdünnt werden muss. Doch kann es schon wenige Kilometer weiter ganz anders aussehen. Die Vorkommen unter einem satten Viertel der Landesfläche und sogar 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche gelten als chemisch schlecht. Denn sie weisen zu hohe Nitratkonzentrationen auf (mehr als 50 Milligramm pro Liter). Hauptverursacher dieser Verunreinigung sind Landwirte, die das Nitrat mit Düngern oder Gülle ausbringen. Ein Viertel ist verschmutzt Auch ein großer Teil der Grundwasservorkommen in der Region Trier ist Daten des Umweltministeriums zufolge aus diesem Grund in einem schlechten Zustand oder gefährdet. Betroffen sind weite Teile des stark landwirtschaftlich geprägten Eifelkreises Bitburg-Prüm, des Kreises Trier-Saarburg und auch Teile des Kreises Bernkastel-Wittlich (siehe Karte). Ein Problem, das zum einen mit Hilfe intensiver Beratung gelöst werden soll. Die Kooperation mit den landwirtschaftlichen Verbänden funktioniert laut Stein gut. Zudem will die Landesregierung von 2013 an jährlich rund 20 Millionen Euro mit dem Wassercent einnehmen (der TV berichtete). Die Umweltministerin schätzt, dass jeder Rheinland- Pfälzer pro Jahr im Durchschnitt drei Euro zahlen muss. Geld, das ausschließlich in Projekte fließen soll, die dem Wasserschutz dienen. Und damit auch dem Schutz des Trinkwassers. Pestizide stellen nach Auskunft der Experten in Rheinland-Pfalz kein gravierendes Problem dar. Ihretwegen musste keinem Wasserkörper ein schlechter Zustand beschieden werden. Nur vereinzelt habe es Messstellen gegeben, an denen die Grenzwerte überschritten wurden. Bakterielle Verunreinigungen des Trinkwassers sind laut Umweltministerium ausschließlich in Hausinstallationen oder bei Proben im öffentlichen Netz entdeckt worden. Sie hätten keinen negativen Einfluss auf die öffentliche Wasserversorgung gehabt. Auch das Problem mit den zu hohen Uranwerten eines neuen Bitburger Tiefbrunnens ist seit vergangenem Frühjahr gelöst: Eine moderne Filteranlage entfernt das aus dem Gestein stammende giftige Schwermetall aus dem Trinkwasser. Kurz: Laut Umweltministerium gibt es landesweit derzeit keine Probleme mit unerwünschten Stoffen im Lebensmittel Nummer eins, dessen Qualität daher als gut oder sogar sehr gut gilt. Und so ist es hier völlig normal, den Durst mit dem zu stillen, was aus den vielen Millionen Wasserhähnen des Landes fließt, während elf Prozent der Weltbevölkerung noch immer keinen Zugang zu einer sauberen und sicheren Quelle haben. Und von diesem Luxus nur träumen können.

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