Vom Prestigeprojekt zum Streitobjekt

Trier/Wittlich · Er galt fast ein Jahrzehnt als der unangefochtene Top-Manager der Unternehmengruppe Reh - einem der größten Firmen-Imperien in der Region: Hans-Jürgen Lichter. Dann kann es zum großen Streit, Lichter wurde gefeuert, es kam zu juristischen Auseinandersetzungen. Der TV hat die Hintergründe recherchiert.

Trier/Wittlich. Mit seinem Namen verbinden viele immer noch Großereignisse in der Region: Das einen Kilometer lange Freiluft-Buffet in Kröv (Bernkastel-Wittlich) im Jahr 1995, die Bewirtung am rheinland-pfälzischen Stand auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin 2003 und die Verpflegung der Besucher der Landesgartenschau 2004 in Trier - Hans-Jürgen Lichter. Damals leitete der gelernte Koch das Catering der Wittlicher Firma Bungert.
Schnell machte er sich einen Namen als Eventmanager, als Macher, der unkonventionelle Wege gehen kann. Schon damals soll er ganz gezielt den Kontakt zu einflussreichen Persönlichkeiten aus der Region gesucht haben. Teilnehmer solcher Runden im Hause Lichter bezeichnen ihn als jemanden, der vielleicht davon geträumt habe, selbst einmal zu dieser regionalen High-Society zu gehören. Und das ist Lichter dann auch gelungen. Mit dem Wechsel von Bungert in die Unternehmensgruppe Reh.

Die Anfänge: Einen Tag, nachdem Bungert den Zuschlag für die Bewirtung der Landesgartenschau in Trier erhalten hat, gab Lichter im Dezember 2003 bekannt, dass er direkt nach Ende der Gartenschau in den Vorstand des Trierer Bürgervereins wechseln werde. Dem Verein gehören mehrere Immobilien, unter anderem die Steipe am Trierer Hauptmarkt.
Dieser Verein gehört zur Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung, die wiederum zum Unternehmensimperium der aus Leiwen stammenden Familie Reh (Sektkellerei Schloss Wachenheim). Lichter sollte sich um das Immobiliengeschäft der Reh-Gruppe kümmern.
Günther Reh soll selbst den Kontakt zu Lichter gesucht haben. Die beiden kannten sich wohl durch Verhandlungen, die Lichter im Auftrag von Bungert mit Reh über die zunächst geplante Übernahme der Gastronomie im Kloster Machern in Zeltingen-Rachtig (Bernkastel-Wittlich) geführt hat, das Reh gehört. Dazu ist es dann aber nicht gekommen. Reh soll sich nach den Verhandlungen über Lichter erkundigt haben, unter anderem auch bei dem damaligen Trierer Oberbürgermeister Helmut Schroer.

Schneller Aufstieg: Lichter wurde zusätzlich auch "operatives Vorstandsmitglied" der zur Reh-Stiftung gehörenden Kloster Machern AG und 2006 dann Vorstandsvorsitzender der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung, zu der neben der Kloster Machern AG weitere Tochterfirmen gehören. Lichter fungierte von da an als Geschäftsführer der Tochterunternehmen. 2009 zog sich Günther Reh aus der Stiftung zurück. Die Geschäfte unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender übernahm sein Sohn Carl.

Kloster Machern: Hans-Jürgen Lichter war bereits zu seiner Zeit bei Bungert an den Umbaumaßnahmen im Kloster Machern beteiligt, das zuvor vom Trierer Bürgerverein gekauft worden war. Zu dieser Zeit waren das geplante Restaurant und die Hausbrauerei an drei Gastronomen verpachtet. Als Lichter dann Chef des Bürgervereins geworden war, kam es zum Zerwürfnis mit den Betreibern der Kloster-Gastronomie. Er soll ihnen Steuer- und Umsatzbetrug vorgeworfen haben. Der Pachtvertrag wurde nach TV-Informationen fristlos gekündigt. Lichter nahm Kontakt zu einer großen Koblenzer Gastronomie-Kette auf, die dann die Gastronomie im Kloster Machern übernahm

St. Paul in Wittlich: 2008 hatte die Kloster Machern AG das rund 200 000 Quadratmeter große Areal rund um das ehemalige Missionshaus St. Paul vor den Toren Wittlich gekauft. Ziel war, es eine Seniorenresidenz und ein Mehrgenerationendorf dort zu bauen. Dafür mussten aber erst Investoren gefunden werden.
Die Koblenzer Gastronomie-Gruppe war nach TV-Informationen am Kauf des ehemaligen Missionshaus interessiert, um dort ein Hotel zu errichten. Der Kauf scheiterte. Lichter beauftragte die Steuerberatungsgesellschaft W&St aus dem saarländischen Dillingen mit der Investorensuche. Es fand sich aber kein Käufer für das Areal. Die Kloster Machern AG, und damit die Reh-Gruppe, hatte sich entschieden, den Komplex St. Paul zu verkaufen, weil es ihr nach TV-Recherchen finanziell eine Nummer zu groß wurde. Für 3,2 Millionen Euro kaufte die Immobiliengesellschaft St. Paul und die Grundstücksentwicklungsgesellschaft St. Paul das Areal. Hinter beiden Gesellschaften steckt die W& St, die die Entwicklung des Geländes selbst in Hand nehmen wollte. Lichter selbst ist mit zehn Prozent an der Grundstücksentwicklungsgesellschaft beteiligt, die Reh-Stiftung mit je 25 Prozent.

Scharfe Kritik: Als der Wittlicher Stadtrat im April 2011 über den Bau des Mehrgenerationendorfes St. Paul entschied, gab es auch Nein-Stimmen zu dem Projekt. Unter anderem auch von einer CDU-Frau. Diese Ablehnung einer Parteifreundin ärgerte Lichter offenbar. In scharfer Form griff er die sozial engagierte Frau an. Er tue sich schwer mit einer "Ablehnung gerade dieses Projektes gerade von ihrer Person", schrieb Lichter in einem dem TV vorliegenden Brief ... Als Mandatsträgerin "sollte ihnen auch das Wohl der Bürger der Stadt Wittlich was soziales Engagement, Prosperität und Arbeitsplätze angeht in Zukunft nicht gleichgültig sein", heißt es weiter.

Spatenstich: Mittlerweile besteht Baurecht auf dem Areal. Am Mittwoch erfolgt der Spatenstich für das Mehrgenerationendorf. Die Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück hat zusammen mit der Landesbaussparkasse das exklusive Vermarktungsrecht für alle Baugrundstücke auf dem Areal. Bereits 2009 bot Lichter der Sparkasse an, zehn Hektar für fünf Millionen Euro zu kaufen. Das Pikante: Lichters Ehefrau war bis 2009 als CDU-Kreistagsabgeordnete Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse.

Der Streit: Im März vergangenen Jahres wurde Lichter als Vorstandsvorsitzender der Reh-Stiftung und damit auch als Geschäftsführer der Tochtergesellschaften entlassen. Dagegen klagt er. Gleichzeitig führt die Reh-Gruppe zahlreiche Vorwürfe gegen Lichter ins Feld, beschuldigt ihn der Untreue und macht ihn womöglich auch Schadenersatzpflichtig.Extra

 Hans-Jürgen Lichter (links) wurde 2004 von Günther Reh als Manager eingestellt. TV-Fotos: Archiv/Klaus Kimmling, Roland Morgen

Hans-Jürgen Lichter (links) wurde 2004 von Günther Reh als Manager eingestellt. TV-Fotos: Archiv/Klaus Kimmling, Roland Morgen

Nick Reh, Sohn von Unternehmensgründer Günter Reh, übernahm am 9, März 2012 den Aufsichtsratsvorsitz in der von seinem Vater gegründeten Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung. Kurz darauf wurde der Stiftungschef, Hans-Jürgen Lichter, dessen Vertrag ein halbes Jahr zuvor noch um fünf Jahre verlängert worden war, überraschend gefeuert. Reh wirft ihm unter anderem vor, die Grundstücke auf dem ehemaligen Missionsgelände St. Paul in Wittlich zu billig an die eigens gegründeten Gesellschaften, an denen Lichter beteiligt ist, verkauft zu haben. Er habe gewusst, dass die Grundstücke mehr wert gewesen waren. Da er als Beteiligter an den Gesellschaft selbst Käufer gewesen sei, habe er sich einen finanziellen Vorteil verschafft. Das rechtfertige die fristlose Kündigun. wie

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