Von Billens Gnaden

"Ich bin Sportler", sagt Peter Rauen gerne, und: "Wenn ich antrete, dann will ich auch gewinnen." Doch die Zeiten, in denen der einstige Fußball- und heutige Golfspieler den Platz als Sieger verlässt, sind - zumindest im politischen Geschäft - vorbei. Peter Rauen kassierte am Samstag in Wittlich zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate eine deftige Niederlage. Erst streckten ihn die rheinland-pfälzischen CDU-Mitglieder im Spitzenkandidaten-Duell gegen Parteichef Böhr auf die Matte. Jetzt verlor Rauen auch noch den Zweikampf um den CDU-Bezirksvorsitz gegen seinen Herausforderer Michael Billen. Zwei harte Niederschläge für einen bis dato erfolgsverwöhnten Politiker. Weniger die Stärke des Eifeler Bauern Billen ist schuld an der Abstimmungspleite Rauens, als vielmehr dessen eigene Schwäche. Nicht erst seit gestern gibt es Unmut in den CDU-Kreisverbänden, weil sich Wirtschaftsfachmann Rauen zwar viel auf der bundespolitischen Ebene tummelt und räuspert, den eigenen Bezirk aber darüber vernachlässigt. Die inhaltliche Arbeit liegt seit Jahren brach. Das absehbare Ende seiner langjährigen Bezirksvorsitzenden-Karriere aber läutete der Salmrohrer ein, als er im vergangenen Jahr gemeinsam mit den beiden anderen rheinland-pfälzischen Bezirkschefs Christoph Böhr zum Abschuss freigab - ohne entsprechendes Votum seiner Vorstandskollegen. Diesen Alleingang haben viele Parteimitglieder Rauen nicht verziehen, die Quittung dafür gab´s am Samstag. Wohl nur wenige haben sich darüber so sehr gefreut wie der rheinland-pfälzische Partei- und Fraktionschef. In einer Kampfkandidatur gegen Christoph Böhr hatte Rauen das Amt vor 14 Jahren gewonnen, nun schnappte es ihm mit Michael Billen ausgerechnet ein Böhr-Intimus wieder weg. Späte Genugtuung. Und: Endlich hat Böhr in zumindest einem von drei CDU-Bezirken einen Parteifreund sitzen, der nicht permanent gegen den eigenen Chef das Messer wetzt. Sollte es 2006 für die Landes-CDU klappen mit dem lang ersehnten Wahlsieg, wird Böhr das seinem treuen Gefährten aus der Eifel schon zu danken wissen. Michael Billen hat es an Selbstbewusstsein nie gemangelt. Seit Samstag ist der 49-Jährige auch politisch eine Macht - über die Eifelregion hinaus. Ohne seine Zustimmung lief bislang nichts im Kreis Bitburg-Prüm und wird künftig nichts mehr in der Region Trier laufen. Billens Plazet wird letztlich auch über die politische Zukunft seines angezählten Amtsvorgängers entscheiden. Peter Rauen hat schon mehrfach angekündigt, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren. Die Frage ist nur, ob der neue Chef ihn lässt. r.seydewitz@volksfreund.de

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