Von Erhard und Schiller bis Rexrodt und Glos: Starke und schwache Wirtschaftsminister

Berlin. (wk) Das einst von Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. für kriegsversehrte Soldaten errichtete "Invalidenhaus" nahe dem Berliner Hauptbahnhof, heute Sitz des Bundeswirtschaftsministeriums, kann einem mit seinen endlosen Fluren noch größer vorkommen, als es ist, wenn man als Chef wenig Kompetenzen hat - oder aus seinen Kompetenzen wenig macht.

"Wirtschaft findet in der Wirtschaft statt", sagte der 2004 verstorbene frühere Amtsinhaber Günter Rexrodt (FDP). Er markierte damit den Tiefpunkt des Verständnisses von dieser Aufgabe, ehe Michael Glos ihn jetzt mit seinem Rücktritt mitten in einer schweren Rezession noch übertraf. Auf der anderen Seite stehen Namen wie Ludwig Erhard (CDU) und Karl Schiller (SPD), der eine Vater der sozialen Marktwirtschaft, der andere Begründer der konzertierten Aktion. Die Geschichte des Ministeriums zeigt, dass es ein Machtzentrum sein kann. Freilich nur dann, wenn sein Chef selbst politisch mächtig und entsprechend verdrahtet ist. Erhard war Vizekanzler, Schiller galt als möglicher Nachfolger Willy Brandts und leitete als "Superminister" auch das Finanzministerium. Ähnlich stark war unter Gerhard Schröder eine Zeit lang auch Wolfgang Clement (SPD), der sich zusätzlich die Zuständigkeit für den Arbeitsmarkt angelte. Und Otto Graf Lambsdorff (FDP) leitete 1982 mit einem Papier über Sozialkürzungen die Wende zur christlich-liberalen Koalition ein. Aber die meisten Amtsinhaber blieben bloße Verwalter - so auch Michael Glos.

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