Von Fall zu Fall

Auch was das Management von Affären angeht, so sind die Grünen inzwischen zu einer ganz normalen Partei geworden. Ihr umstrittener Ex-Staatsminister Ludger Volmer betrachtet sich als Opfer einer bösen Kampagne, möchte aber Schaden von den eigenen Reihen abwenden und gibt deshalb seine Ämter auf.

Die Parteispitze zollt ihm dafür Respekt, doch insgeheim sind alle froh, dass der Mann endlich Konsequenzen zieht. Dabei lässt sich gut ausmalen, wie lautstark die Grünen ihrer Entrüstung Luft gemacht hätten, würde es sich um die privaten und politischen Verbindungen eines Kollegen von der Opposition handeln. So funktioniert halt das Geschäft, auch wenn die hehren grünen Moralprinzipien dabei vollends baden gehen. Sei`s drum. Der Name Volmer ist ohnehin nur die Randfigur in einem problematischen Spiel. Er trat nicht wegen der Visa-Affäre zurück. Aber genau darauf richtet sich jetzt die öffentliche Aufmerksamkeit. Joschka Fischer hat bisher so getan, als ginge ihn die dubiose Vergabe-Praxis von Reisedokumenten nichts an. Nun ist der Prellbock Volmer weg. Damit hat sich sein Fall endgültig zu dem des Außenmini-sters gemausert. Nicht, dass Fischer deshalb am Ende auch ohne Amt da stünde. Ein paar lässige Bemerkungen, wie sie der Außenminister in aller Regel für die Presse auf Lager hat, werden zur Klärung der Vorgänge aber nicht reichen. Wenn die Opposition es geschickt anstellt, dann bietet die Sache genug Stoff, um Rot-Grün für lange Zeit vor sich her zu jagen. Fischer muss sich schon in den nächsten Tagen äußern. Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl in Schleswig-Holstein ist das kein gutes Omen. Für die Union läuft es dagegen wie in einem Drehbuch. nachrichten.red@volksfreund.de

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