Von Gewinnern und Verlierern

BERLIN. Die kleinen Parteien gingen am Doppel-Wahltag im Osten durch ein Wechselbad der Gefühle.

Die PDS ist zu neuem Leben erwacht. Als sich die erste Hochrechnung im Fernsehen aufbaut, schaut das vornehmlich ältere Publikum in der Berliner Parteizentrale noch etwas skeptisch drein. In Sachsen lediglich im Promillebereich zugelegt, in Brandenburg nur zweitstärkste Partei, aber immerhin ordentlich an Stimmen gewonnen. Der ehemalige Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch analysiert sofort messerscharf: "Der Spalt in der Tür für ein bundespolitisches Comeback 2006 ist etwas größer geworden." Euphorie klingt sicher anders. Dass es in Sachsen nicht so toll lief, führen manche auf die Stasi-Verstrickungen des Spitzenkandidaten Peter Porsch zurück. "Es gewinnen alle kleineren Parteien", tönt es im Fernsehen. Das bringt eine ältere Genossin in Wallung. "Die PDS ist doch keine kleine Partei", empört sie sich. Das gilt für sie umso mehr, als die SPD in Sachsen sogar unter die Zehn-Prozent-Marke fällt. Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt in der FDP-Bundeszentrale kennt unterdessen der Jubel keine Grenzen. Generalsekretärin Cornelia Pieper versucht sich mehrfach Gehör zu verschaffen, wird aber immer wieder durch rhythmisches Klatschen gestoppt. "Das ist ein wunderbarer Wahlabend", bricht es schließlich aus ihr heraus. Die erneute Niederlage in Brandenburg ist damit nicht gemeint. Schon seit Tagen hatte die Führungsetage ihr Augenmerk auf Sachsen gerichtet und sich eine schwarz-gelbe Regierung ausgemalt. Ein Kalkül, das nun offenbar aufgeht. Mit 1,1 Prozent vor fünf Jahren waren die Liberalen im Freistaat praktisch nicht mehr messbar. Nun habe die FDP eine "Verfünffachung" ihres Stimmenanteils hinlegen können und behaupte sich als "drittstärkste Kraft in Gesamtdeutschland", strahlt Pieper. Das ist freilich etwas übertrieben. Schließlich sind da noch die Grünen, die an diesem Wahlabend allerdings ein Wechselbad der Gefühle zu überstehen haben. In Brandenburg hat sie verloren, aber in Sachsen pendelt die Partei bis in den späten Abend um die fünf Prozent. Entsprechend gemischt fällt auch die Reaktion von Grünen-Chef Reinhard Bütikofer aus. Im Osten gebe es zwar ein "neues Selbstbewusstsein der Grünen", aber "ein Durchbruch ist das nicht".

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