Von "Top-Minister" bis "Lügner"

Weitermachen oder weichen? Der TV hat die sieben Bundestagsabgeordneten aus der Region gefragt, was sie von der Plagiatsaffäre um Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg halten. Muss der CSU-Minister zurücktreten? Oder ist die Affäre mit Guttenbergs Verzicht auf den Doktortitel beendet?

Trier. (sey) Das Ergebnis ist wenig verwunderlich: Schwarz-Gelb hält dem angeschlagenen Minister die Treue, die Opposition dagegen fordert Guttenbergs Rücktritt.

Peter Bleser (CDU, Cochem): Es menschelt auch hier. Wer gibt schon gerne Fehler zu? Entscheidend ist aber, wie man damit umgeht, die Person selbst und die Öffentlichkeit. Die Schwere des Fehlers rechtfertigt aber nicht das Kesseltreiben gegen Minister Guttenberg. Er selbst hat den Fehler eingestanden, wenn auch zu spät. Eine Rücktrittsforderung ist aber deswegen nicht gerechtfertigt. Als Verteidigungsminister hat Karl Theodor zu Guttenberg noch eine gigantische Aufgabe vor sich. Ich vertraue ihm!

Edmund Geisen (FDP, Daun): Da ich die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg nicht kenne, will ich in der Öffentlichkeit auch nicht mitspekulieren. Klatsch und Tratsch konnte ich noch nie leiden. Wie heißt es in der Bibel: "Wer gänzlich ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." Dass sich der Minister entschuldigt hat, zeugt von Größe. Falls niemand geschädigt wurde und keine kriminellen Handlungen nachgewiesen wurden, sollten wir die tagespolitischen Geschäfte des Verteidigungsministers wieder in den Vordergrund stellen.

Ulrike Höfken (Grüne, Bitburg): In der Sensationspresse geht es leider vorrangig um die Häme. Ich bin für eine sehr ernste Bewertung: Der Minister hat gelogen, die Öffentlichkeit getäuscht, auf Kosten der Steuerzahler unter Nutzung des Bundestages promoviert und bei der Abgabe wohl eine falsche ehrenwörtliche Erklärung abgegeben. Solcher Ehrgeiz und solche Geltungssucht sind keine Grundlage für ein Ministeramt und auch nicht für die Tätigkeit eines Abgeordneten. Guttenberg muss die Konsequenzen ziehen.

Bernhard Kaster (CDU, Trier): Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich entschuldigt für einen ihm selbst peinlichen Fehler außerhalb und vor seiner Ministerzeit - im großen Unterschied etwa zum Rechtsbruch eines rheinland-pfälzischen Justizministers. Guttenberg ist einer unserer besten Minister und ein prima Kollege. Und das soll auch so bleiben.

Manfred Nink (SPD, Kenn): Der Bundesverteidigungsminister hat beim Verfassen seiner Dissertation betrogen. Es darf für ihn keine Sonderrechte geben, die auch sonst keinem Schüler, Studenten, Arbeitnehmer oder auch Soldaten gewährt würden. Mit diesem Verhalten setzt er die Glaubwürdigkeit der Politik aufs Spiel, deshalb sollte er konsequent sein und zurücktreten. Besonders verärgert bin ich über den Versuch des Ministers und der Kanzlerin, die in Afghanistan im Einsatz getöteten Soldaten als Ablenkungsmanöver zu missbrauchen.

Patrick Schnieder (CDU, Arzfeld): Guttenberg macht eine hervorragende politische Arbeit. Sein Amt als Verteidigungsminister füllt er bestens aus. Die Soldaten und die Bevölkerung vertrauen ihm. Deshalb bin ich dafür, dass er auch weiterhin das Amt des Verteidigungsministers bekleidet.

Katrin Werner (Linke, Trier): Der Bundesverteidigungsminister hat sowohl im Falle der Gorch Fock, als auch in der Kundusaffäre hart durchgegriffen, wenn es um die Abberufung anderer ging. Den gleichen Maßstab sollte er auch an sich legen. Untragbar aber ist vor allem seine Überzeugung, Politik mit dem Mittel des Krieges machen zu können - ob in Afghanistan oder anderswo. So gesehen ist die gesamte Bundesregierung untragbar. Ich streite dafür, dass wieder mehr über diese politische Fragen, denn über Fußnoten einer Doktorarbeit diskutiert wird.

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