Vor Datenklau und Spionage im Internet ist niemand sicher

Trier · Die meisten Deutschen seien vom US-Geheimdienst ausgespäht worden, sagt der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte. Einen absoluten Schutz vor Internetschnüffelei gebe es aber nicht, sagen Experten.



Wer früher eine Postkarte verschickte, wusste, dass jeder, der die Karte in die Hand bekam, lesen konnte, was darauf stand. Mit E-Mails sei das nicht anders, sagt Christian Gollner von der Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz. Wer seine elektronische Post nicht verschlüsselt, der läuft Gefahr, dass Unbefugte seine Nachrichten lesen - nicht nur Geheimagenten, sondern auch Internetdienste wie etwa das soziale Netzwerk Facebook. Die könnten anhand des Inhalts von Mails Profile von Nutzern erstellen und so gezielt Werbung für diese verkaufen, sagt Gollner.

Internetnutzer sollten sich gut überlegen, wem sie ihre Daten anvertrauten, sagt Konstantin Knorr, Professor an der Trierer Hochschule. "Das unverschlüsselte Internet ist kein Ort für vertrauliche Informationen", sagt der Informatik-Experte. Trotzdem würden vor allem von Unternehmen immer mehr vertrauliche Informationen, etwa Geschäftsbriefe, Rechnungen, Patente, Verträge und Vereinbarungen per E-Mail verschickt, sagt Klaus Globig, Sprecher des Landesdatenschutzbeauftragten. Er sieht vor allem mittelständische Unternehmen durch Datenangriffe und Spionage gefährdet.

Viele Firmen seien sich der Gefahr aber gar nicht bewusst, sagt Sylva Gäbler, Rechtsexpertin bei der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK). Das bestätigt auch Datenschützer Globig.

Daher sei es gut, dass durch die Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden über die massenweise Ausspähung privater Internet- und Telefondaten ein Bewusstsein geschaffen wurde - bei Bürgern und Unternehmen, sagt IT-Professor Knorr.

Datenschützer Globig hat "keine ernsthaften Zweifel" daran, dass durch den US-Geheimdienst NSA die E-Mails "vieler - wenn nicht aller" Deutscher erfasst wurden. Einen hundertprozentigen Schutz gegen solche Spionage, darin sind sich die Experten einig, gibt es nicht: Wer sich im Internet bewegt, hinterlasse Spuren und sei nicht anonym.

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