Vorerst Ruhe an der Front

Mehr als 93 Prozent Unterstützung, das ist Balsam auf die wunde Seele eines Parteichefs, der in den letzten Jahren durch die Angriffe und Schläge aus den eigenen Reihen arg ramponiert wurde. Doch Christoph Böhr hat Nehmer-Qualitäten gezeigt und ist stehen geblieben.

Mehr als 93 Prozent Unterstützung, das ist Balsam auf die wunde Seele eines Parteichefs, der in den letzten Jahren durch die Angriffe und Schläge aus den eigenen Reihen arg ramponiert wurde. Doch Christoph Böhr hat Nehmer-Qualitäten gezeigt und ist stehen geblieben. Zur Überraschung vieler – bei Freund und Feind. Mit seiner eindrucksvollen Bestätigung als Vorsitzender sind nicht nur seine sicherlich nicht ausgestorbenen Kritiker zum Schweigen verdonnert, Böhr ist die unangefochtene Nummer eins – zumindest bis zum Wahltag.Nach der demonstrativ zur Schau getragenen Zerrissenheit der letzten Jahre blieb der Union nur noch der öffentlichkeitswirksam geübte Schulterschluss, wollte sie sich nicht bereits frühzeitig selbst ins politische Aus manövrieren und alle Hoffnung auf einen Wechsel in Mainz fahren lassen. Der teilweise bereits vollzogene Wechsel an der Spitze von zwei der drei Bezirksverbände signalisiert für die Zukunft Kooperation statt Konfrontation – und damit vorerst Ruhe an der Front. Mit der Kritik an der Person Böhr war allerdings oft auch das Eingeständnis verbunden, der Mainzer Koalition inhaltlich nicht profiliert genug Paroli bieten zu können. Die CDU hat also in den nächsten Monaten nicht nur viel zerstörtes Vertrauen zurückzugewinnen, sie muss auch politisch eindeutiger Flagge zeigen.Nur auf den bundesweiten Verdruss über Rot-Grün zu setzen, dürfte nicht reichen, um eine sozialliberale Landesregierung zu kippen. Zumal in CDU-Kreisen selbst nach den Erfolgen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen heimliche Befürchtungen aufkommen, den Genossen in Rheinland-Pfalz könnte als Folge im März 2006 ein gewisser Solidaritäts- oder Mitleidseffekt zu Gute kommen. j.winkler@volksfreund.de

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