Wachsam bleiben

Es gibt nichts zu beschönigen, und es nutzt auch nichts zu leugnen: Braune Gesinnung und rechte Gewalt zeigen immer wieder ihr hässliches Gesicht, so wie am Wochenende, als ein kurdisch-stämmiger Politiker in Berlin niedergeschlagen wurde.

Der neue Verfassungsschutzbericht ist in der Tendenz eindeutig: Die Zahl der rechten Gewalttaten und der Gewaltbereiten ist leicht gestiegen. Kein Grund zur Entwarnung also, im Gegenteil: Höchste Wachsamkeit und null Toleranz gegenüber den Glatzen ist von allen gefordert, von der Staatsmacht ebenso wie vom normalen Bürger. So wenig das Thema zur Bagatellisierung taugt, so sehr muss allerdings auch vor Übertreibung gewarnt werden. Keine Frage, jeder Einzelfall ist schlimm und muss mit aller Härte bestraft werden, aber es gibt in Deutschland keine ausufernde rechte Gewalt, und die braune Brut hat sich auch nicht heuschreckenartig vermehrt. Wer derlei behauptet, tut dies wider besseres Wissen. Die Zahlen jedenfalls geben das nicht her. Fest steht, dass die rechtsradikale Meute ihre Verbrechen bevorzugt in Ostdeutschland begeht, in Brandenburg beispielsweise zehn Mal häufiger als in Rheinland-Pfalz. Das stimmt bedenklich. Doch trotz aller Probleme: Hier ist nicht die Bronx oder Johannisburg, sondern ein weitgehend rechtssicherer Raum. Innenminister Wolfgang Schäuble hatte Recht, als er jüngst bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2005 feststellte, Deutschland sei eines der sichersten Länder der Welt. In jedem Land und in jeder größeren Stadt gibt es Ecken, in denen man sich besser nicht blicken lässt. Das ist so bei uns und in Belgien, in Südafrika oder Amerika, in Russland und anderswo. Das macht die Situation zwar nicht besser, hilft aber durchaus bei einer realistischen Einordnung der Fakten. d.schwickerath@volksfreund.de

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