Wählerisch sein!

Skandalöse Zustände in Seniorenheimen haben die Nation in den vergangenen Monaten immer wieder bewegt. Nun richtet sich der Blick auf die ambulanten Pflegedienste: Sind die Missstände dort noch viel schlimmer als in den stationären Einrichtungen?

Vorsicht! Schon in der Diskussion um Heime wurde immer wieder deutlich, dass eine Minderheit die gesamte Branche in Misskredit bringt. Ähnlich verhält es sich bei den Pflegediensten. 79 Prozent der dort Beschäftigten werden zum Beispiel regelmäßig zu Fortbildungen geschickt, bei 67 Prozent der Dienste wurden keine unsterilen Produkte gefunden. Ja, es gibt sie, die vielen guten Anbieter, die auf höchstem Niveau pflegen. Dennoch reicht es nicht, auf "schwarze Schafe" zu verweisen und das Thema damit auf sich beruhen zu lassen. Einige der Zahlen, die die Kontrolleure vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen in Rheinland-Pfalz liefern, sind zutiefst erschreckend. So versorgte mehr als die Hälfte der im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz kontrollierten Dienste wund gelegene Patienten nicht optimal - ein Defizit, dass für die Betroffenen schlimme Folgen haben kann. Die Konsequenz? Wer einen Pflegedienst aussucht, muss wählerisch sein. Sich umfassend informieren, genau hinsehen, den Verantwortlichen auf den Zahn fühlen. Nur, wer nicht den erstbesten Dienst engagiert, hat die Chance, bei den Angeboten die Spreu vom Weizen zu trennen. Neben den Pflegebedürftigen und ihren Familien ist allerdings auch die Politik gefragt. Verschiedenen Studien zufolge sind mittelfristig weit mehr als die Hälfte der ambulanten Dienste in ihrer Existenz bedroht - obwohl die Zahl der Pflegebedürftigen steigt: Die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Auch in dieser Hinsicht gilt für die Pflegedienste dasselbe wie für Heime: Gute Pflege kostet Geld. Und wer diese Beträge immer weiter drücken will, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Qualität leidet. i.kreutz@volksfreund.de

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