Wahlturbulenzen

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ist äußerst knapp an einem Desaster vorbeigeschrammt. Um ein Haar wäre seine Karriere, die auch bundesweit noch eine ganz große werden soll, gestern jäh abgebrochen.

Um ein Haar wäre er, so wie im vergangenen Jahr Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis, das Opfer von Abgeordneten aus den eigenen Reihen geworden, die ihm in geheimer Wahl die Stimme versagten. Bei Simonis hat man im Nachhinein analysiert, dass die Abtrünnigen dem Land letztlich eine wackelige Regierung erspart und einen Neuanfang ermöglicht haben. Ähnlich ist es hier. Wowereit sollte den Abstimmungs-Unfall wegen des glimpflichen Ausgangs nicht als Bagatelle abtun. Das wäre ein schwerer Fehler. Hinter der Warnung aus den eigenen Reihen steckt der weit verbreitete Unmut über eine rot-rote Koalition, die allzu leicht und allzu überheblich fortgesetzt wird. Und die kaum Konsequenzen aus der in vielerlei Hinsicht beschämenden Lage Berlins zieht, sei es im Bildungssystem, bei den Finanzen oder bei der Integration. Diese Koalition kann sicher nicht auf eine gesellschaftliche Mehrheit in der Stadt bauen. Hinter den Wahlturbulenzen steckt aber auch die Verärgerung über einen Amtschef, der zwar viel Chuzpe und Lebensfreude hat, aber wenig Selbstzweifel und Diskussionsbereitschaft zeigt. Wenn Wowereit aus dem Abstimmungsergebnis lernen sollte, war es ein Dämpfer zur rechten Zeit. Sonst könnten weitere folgen. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort