Pädagogik Wann es islamischen Religionsunterricht an Schulen gibt

Region · Verhandelnde brauchen langen Atem: Noch mangelt es in der Region an muslimischen Ansprechpartnern, die unabhängig von Einflussnahme sind.

Wann es islamischen Religionsunterricht an Schulen gibt
Foto: dpa/Oliver Berg

Mohammad El Hussein aus Hermeskeil und Imran Ahmad Zafar aus Wittlich fänden es gut, wenn Schulen für muslimische Kinder islamischen Religionsunterricht anbieten würden. Hussein merke oft, dass Kinder falsch über den Islam reden.

Seit 2004 probt Rheinland-Pfalz diesen islamischen Religionsunterricht an derzeit 30 Schulen. Ausgebildete Lehrkräfte im rheinland-pfälzischen Schuldienst unterrichten hier auf Grundlage detaillierter Lehrpläne in deutscher Sprache und unter staatlicher Schulaufsicht. Imame dürfen nicht unterrichten.

Das Modellprojekt gibt es aber nicht in der Stadt Trier, und dem Verbreitungsgebiet des Trierischen Volksfreunds. Die ADD erklärt in einer schriftlichen Stellungnahme, nach welchen  Kriterien die Schulen ausgewählt wurden: Erst wenn Eltern den Wunsch aussprechen, dass ein entsprechendes Angebot eingerichtet wird und genug Schüler für eine Lerngruppe zusammenkommen, werde im nächsten Schritt geprüft, ob ein geeigneter muslimischer Ansprechpartner vor Ort aktiv ist. Die ADD schreibt: „Mit diesem Ansprechpartner wird durch eine Einvernehmenserklärung zum Lehrplan eine Verständigung über das Unterrichtskonzept hergestellt.“

Erst wenn dann auch qualifizierte Lehrkräfte gefunden werden können, die auch der muslimische Ansprechpartner für geeignet hält, könne die Genehmigung erteilt und die Schule in das Modellprojekt aufgenommen werden.

Grundsätzlich würde die ADD die Möglichkeit für ein landesweites Angebot für islamischen Religionsunterricht befürworten, dem stehe aber entgegen, dass derzeit – im Unterschied zu den christlichen Landeskirchen – kein muslimischer Ansprechpartner auf Landesebene zur Verfügung stehe.

Das Land steht aber mit vier muslimischen Verbänden im Gespräch. Mit der Schura – dem 2013 gegründeten Landesverband der Muslime mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln –, mit dem DiTiB-Landesverband, mit dem Verband der Islamischen Kulturzentren und mit der vor allem von Muslimen aus Pakistan geprägte Ahmadiyya-Gemeinschaft.

Die ersten zwei Gruppen müssen laut der im April 2020 geschlossenen Zielvereinbarungen noch nachbessern, bevor das Land mit ihnen weiterverhandeln wird über einen möglichen Vertrag zum muslimischen Religionsunterricht. Die zwei Verbände hatten laut Zusatzgutachten noch Probleme in der „strukturellen Unabhängigkeit von Einflüssen Dritter“. Insbesondere die DiTiB wurde kritisiert, vom Staat Türkei beeinflusst zu werden.

„Ob die entsprechenden Ziele erreicht wurden, wird die Landesregierung im Herbst 2021 prüfen und über die Aufnahme von Vertragsverhandlungen entscheiden“, heißt es aus dem Bildungsministerium auf TV-Nachfrage.

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