Wann geht Rumsfeld?

Die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten über den immer höhere Wellen schlagenden Misshandlungs-Skandal im Irak, der mittlerweile offenbar auch Morde und andere Todesfälle umfasst, lassen gleich mehrere Schlüsse zu.

Zum einen hat die US-Regierung lange Zeit Warnungen und Vorwürfe von Menschenrechts-Organisationen nach dem pauschalen Motto ignoriert: Bei uns nicht. Zum anderen hat man in der politischen Spitze dann die Vorfälle so lange als vereinzelte Kavaliersdelikte abgetan, bis der Proteststurm unerträglich wurde und die Fotobeweise auf dem Tisch lagen. Bezeichnend dafür ist, dass sowohl Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wie auch sein Generalstabschef Richard Myers selbst nach der Ausstrahlung der schockierenden Bilder aus der Abu Ghraib-Haftanstalt den Untersuchungsbericht zu den Übergriffen zunächst nicht anforderten und lange Zeit auch den US-Kongress über den Stand der internen Ermittlungen im Dunkeln ließen. Ob es genügt, dass angesichts der weltweiten Empörung nun US-Präsident Bush mit Interviews gegenüber arabischen Sendern versucht, den Schaden zu begrenzen? Bei Donald Rumsfelds letzten Äußerungen zu dem Skandal wurde klar, dass der politisch direkt verantwortliche Minister offenbar immer noch nicht den ganzen Ernst der Lage erkannt hat - auch in Bezug auf die Folgewirkung, dass die US-Militärs nun auch innerhalb der irakischen Bevölkerung so gut wie jede Glaubwürdigkeit verloren haben dürften. Doch ein Skandal wie dieser verlangt nach mehr als nur einem halbherzigen "Es wird nicht wieder vorkommen". Die einzig angemessene Konsequenz für einen Minister, dessen wichtigste Prinzipien bisher Vertuschung und Verniedlichung waren, ist in diesem Fall seine schnelle Entlassung. nachrichten.red@volksfreund.de