Ungelöste Kriminalfälle War Ullis letzter Begleiter sein Mörder?

Gerolstein · Vor 35 Jahren wurde der erst 19-jährige Gerolsteiner Ulrich Oehms getötet. Warum nur wurde sein Leichnam angezündet?

 Originalluftaufnahme von der inzwischen renaturierten Lavagrube an der K 33, in der Oehms Leichnam gefunden wurde.

Originalluftaufnahme von der inzwischen renaturierten Lavagrube an der K 33, in der Oehms Leichnam gefunden wurde.

Foto: Polizei
 Mit diesem Phantombild fahndete die Polizei nach dem unbekannten letzten Begleiter des 19-jährigen Gerolsteiners

Mit diesem Phantombild fahndete die Polizei nach dem unbekannten letzten Begleiter des 19-jährigen Gerolsteiners

Foto: Polizei
 Die Hornbrille von Ulrich Oehms ist seit damals verschwunden.

Die Hornbrille von Ulrich Oehms ist seit damals verschwunden.

Foto: Polizei
 Originalskizze vom Tatort

Originalskizze vom Tatort

Foto: Polizei

Es ist ein Samstagnachmittag im Februar 1982, als ein Fossiliensammler in einer unweit des Gerolsteiner Brunnens gelegenen Sand- und Lavagrube eine grausame Entdeckung macht: Nur wenige Meter von der Kreisstraße.33 entfernt liegt der Leichnam eines unbekannten Mannes. "Die Leichenstarre war eingetreten, und auf dem linken Oberschenkel waren deutlich erkennbare Leichenflecken zu sehen", erinnert sich Hans-Jürgen Fuhrmann, der damals als erster Polizist am Tatort war.

Oberkörper und Kopf des Toten sind so verbrannt, dass das Opfer .- trotz einiger persönlicher Gegenstände - zunächst nicht eindeutig identifiziert werden kann. Erst nach einem Abgleich des Zahnstatus' steht zweifelsfrei fest, dass es sich bei dem Toten um den 19-jährigen Gerolsteiner Ulrich Oehms handelt. Bei der Obduktion stellen die Ärzte fest, dass der Schildknorpel gebrochen ist. Wurde Oehms gewürgt? Oder bekam er einen Schlag auf den Hals? Und war das auch die Todesursache? Die Trierer Mordermittler wollen dazu keine Angaben machen. Das sei Täterwissen, sagt ihr Chef Christian Soulier. Ulrich Oehms Leichnam wurde erst nach der Gewalttat zu der zwischen dem Gerolsteiner Industriegebiet und der Kasselburg gelegenen Lavagrube gebracht, mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. Das zumindest glaubt Kriminaloberkommissarin Julia Fuhs (32), die bei der Trierer Mordkommission federführend für den Fall verantwortlich ist.

Da Mord nicht verjährt, kommen die unaufgeklärten Fälle nicht zu den Akten; auch nicht der inzwischen 35 Jahre zurückliegende Mord an Ulrich Oehms.
Der 19-Jährige lebt im Februar 1982 noch bei seinem Vater in Gerolstein. Ulli, wie ihn alle nennen, hat noch fünf Geschwister, die Mutter ist schon tot. Oehms arbeitet in einer Isolierbaufirma, die allerdings in diesen Wintertagen "Schlechtwetter" macht und viele Arbeiter deshalb vorübergehend entlassen hat. Ulrich Oehms gehört dazu. In seiner Freizeit kickt er in der ersten und zweiten Mannschaft des SV Gerolstein. Er habe etliche Bekannte gehabt, sagen die Ermittler heute, aber keine engen Freunde. "Er war eher ein Einzelgänger", sagt Kriminaloberkommissarin Fuhs.

Es ist das Fastnachtswochenende 1982. Zwei Tage bevor Ulrich Oehms Leichnam entdeckt wird, ist Weiberdonnerstag. Der 19-jährige Junggeselle ist mittags in einer Kneipe, abends auf einer Tanzveranstaltung im Nachbarort Pelm. Ein Bekannter nimmt Oehms gegen 3 Uhr in der Frühe mit nach Gerolstein, lässt ihn am Stadtrand an einer Tankstelle aussteigen. Wo Ulrich Oehms in dieser Nacht schläft, ist unklar. "Nach Angaben seines Vaters jedenfalls nicht zu Hause", sagt Mordermittler Christian Soulier, "und um draußen zu schlafen, war es zu kalt."
Am Freitag wird Ulrich Oehms in Gerolstein noch mehrmals gesehen, das letzte Mal am Nachmittag gegen 17 Uhr vor der Kreissparkasse in der Bahnhofstaße (heute Hauptstraße). An Oehms Seite damals: ein unbekannter junger Mann Mitte 20. "Der Mann war schlank, etwa 1,80 Meter groß, mittelblond mit einer Dauerwelle und hatte eine spitze Nase", sagt Julia Fuhs. Die Hoffnung der Trie8rer Kriminaloberkommissarin: Gelingt es, den Unbekannten zu identifizieren, könnte dies die Ermittler einen entscheidenden Schritt voranbringen.

Schon damals wurde von der direkt nach dem Auffinden der Leiche ins Leben gerufenen Soko Oehms mit einem Phantombild nach dem unbekannten Mann gesucht. Ohne Erfolg. Und auch sonst tappen die Ermittler in dem "interessanten und kuriosen Fall" (Fuhs) im Dunkeln - obwohl über 100 Spuren teils mehrfach überprüft wurden. Hans-Jürgen Fuhrmann glaubt jedenfalls nicht an einen heimtückischen Mord. "Das war eher ein Unfall, dem ein Streit vorausgegangen ist", meint der längst pensionierte Polizist. "Warum sollte man jemanden anzünden, wenn dem Ganzen nicht ein Verbrechen vorausgegangen ist?", wendet dagegen Chef-Ermittler Christian Soulier ein. Fakt ist aber auch, dass der Leichnam nur teilweise verbrannt ist. Ging dem oder den Täter(n) der Brennstoff aus? Oder wurden sie in der Nacht gestört? Auch auf diese Fragen gibt es 35 Jahre nach der Tat noch immer keine Antwort.

AUSBLICK UND VIDEO
(sey) Der Mord an Ulrich Oehms ist der dritte Fall in der Volksfreund-Serie über ungelöste Verbrechen in der Region Trier. Im ersten Teil (TV vom 1. Februar) berichteten wir über den Mord an der Kölner Prostituierten Simone Dewenter, im zweiten Teil (TV vom 6. März) über den Mord an der Morbacher Arbeiterin Anna Wilbert. Auch im vierten Teil geht es um ein noch ungeklärtes Gewaltverbrechen.
Zu jeder Folge sind im Internet unter volksfreund.de/morde weitere Informationen abrufbar. Dort gibt es zum 35 Jahre zurückliegenden Gewaltverbrechen an Ulrich Oehms auch ein längeres Video-Interview mit der zuständigen Ermittlerin der Trierer Mordkommission, Kriminaloberkommissarin Julia Fuhs.

BELOHNUNG FÜR HINWEISGEBER
(sey) Für Hinweise zum Gewaltverbrechen an Ulrich Oehms hat die Trierer Kriminalpolizei ein Telefon (0651/9779-2480) geschaltet. Vertrauliche Hinweise können auch unter Telefon 0152/28854968 und per E-Mail unter kdtrier.hinweisaufnahme@polizei.rlp.de gegeben werden. Führen sie zur Aufklärung des Verbrechens, gibt es eine Belohnung von 2500 Euro. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Leichnam mit einem Auto zur Lavagrube gebracht wurde. Von der Reifenspur wurde damals ein Gipsabdruck gemacht (Foto). Es soll sich um einen Reifen der Marke Vredestein oder Michelin handeln. In diesem Zusammenhang wird auch der (damalige) Besitzer eines Kleinwagens - möglicherweise ein Fiat 126 oder 127 - gesucht. Ulrich Oehms soll nicht allzu lange vor seinem Tod in einen solchen Wagen mit Bitburger Kennzeichen gestiegen sein, der nach einem Fußballtraining auf ihn gewartet hat. Die Ermittler fragen: Wer kann Angaben dazu machen, und gab es im Umfeld Oehms jemanden, der ein solches Fahrzeug gefahren hat?

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