Warnsignale ernst nehmen

Sprechstunde am Telefon: Zwei Stunden lang gaben ein Internist, ein Nervenarzt sowie eine Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie den TV-Lesern wertvolle Tipps zur Demenz - einer Erkrankung, in deren Verlauf geistige Fähigkeiten immer mehr nachlassen.

Ich bin 76 Jahre alt, mir ist oft schwindlig und schlecht. Kann das mit einer Demenz zusammenhängen?

Dr. Inge Weimar, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie am Brüderkrankenhaus Trier: Eher nicht, da steckt wohl eine organische Ursache dahinter. Lassen Sie die Symptome beim Hausarzt abklären.

Mein Mann hat eine Demenz. Jetzt wurde festgestellt, dass er auch eine Depression hat. Was kann man dagegen tun?

Dr. Michael Brenner, Nervenarzt, Trier: Sowohl medikamentös als auch mit Psychotherapie kann den Patienten geholfen werden. Depression und Demenz sind zwei verschiedene Erkrankungen. An Demenz erkrankt zu sein, bedeutet nicht gleichzeitig, dass die Stimmung niedergeschlagen ist.

Kann man Demenz vorbeugen?

Prof. Dr. Bernd Krönig, Internist, Trier: Indem sie Risikofaktoren wie Bluthochdruck, mangelnde Bewegung sowie Übergewicht ausschalten, können Sie eine demenzielle Entwicklung bis zu einem gewissen Grad vermeiden. Besonders für die zweite Form der Demenz, die sich in den kleinsten Adern des Gehirns abspielt, spielt Bluthochdruck eine große Rolle. Der Blutdruck sollte gut eingestellt sein, bewegen Sie sich viel und achten Sie auf eine Mittelmeerkost.

Unsere Tante ist dement. Können wir das erben?

Dr. Michael Brenner: Die Vererbung spielt bei der Demenz eine geringe Rolle.

Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Parkinson?

Dr. Inge Weimar: In der Frühphase ist die Demenz von Parkinson gut zu unterscheiden. Bei der Parkinson-Krankheit ist vor allem die Motorik betroffen. Die Patienten zittern, sie können sich nicht mehr richtig bewegen und die Mimik ist gestört. Bei der Demenz ist am Anfang motorisch alles in Ordnung, die kognitiven Fähigkeiten sind beeinträchtigt.

Kann man Demenz anhand von Bluttests nachweisen?

Prof. Dr. Bernd Krönig: Die Forschungen laufen und schätzungsweise in zwei bis drei Jahren wird man die Demenz im Blut bestimmen können. Entscheidend bei der Diagnostik wird das Verhältnis der Substanzen, des sogenannten Beta 42 Amyloids zu dem Beta 40 Amyloid, sein.

Unsere Tochter sagt, dass mein Mann - er ist dement - sein Glas Wein abends nicht mehr trinken soll. Ist das wirklich schädlich?

Prof. Dr. Bernd Krönig: Im Gegenteil, ein moderater Weingenuss hat eine antidemenzielle Wirkung. Lassen Sie Ihrem Mann diese kleine Lebensfreude!

Unsere Mutter scheint dement zu sein. Was müssen wir tun?

Dr. Inge Weimar: Sowohl die Patientin als auch die Angehörigen müssen beim Haus- oder Facharzt eine sogenannte Anamnese machen lassen. Dort werden Beschwerden und Verhaltensänderungen geschildert. Dann erfolgt eine internistische Untersuchung, um andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, auszuschließen. Verschiedene neuropsychologische Tests sowie Bild gebende Verfahren wie Computertomographie bis hin zu speziellen Untersuchungsmethoden können weiteren Aufschluss über die Erkrankung geben. Entsprechend der Diagnose kann eine Therapie eingeleitet werden. Wird etwa eine Alzheimersche Erkrankung festgestellt, werden Medikamente verordnet, die den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin, das dann zu wenig im Gehirn vorhanden ist, verzögern.

Meine Oma ist dement und macht die Nacht zum Tag. Kann man etwas gegen die Schlafstörungen tun?

Dr. Inge Weimar: Ja, die Schlafstörungen können mit Medikamenten behandelt werden. Versuchen Sie auch, ihr eine Tasse Kaffee vor dem Schlafengehen anzubieten. Wichtig ist ebenso, dass sie tagsüber nicht zu viel schläft und sich körperlich bewegt, soweit es möglich ist.

Meine Schwester (76) kann plötzlich die Uhr nicht mehr lesen und kann nicht mehr mit Geld umgehen. Können das Anzeichen einer Demenz sein?

Prof. Dr. Bernd Krönig: Das sind zwei ganz typische Dinge. Halten Sie soviel wie möglich Kontakt zu Ihrer Schwester, denn zwischenmenschlicher Kontakt ist jetzt ganz wichtig! Parallel dazu sollte eine ärztliche Behandlung erfolgen.

Morgen erscheint in unserer Serie eine komplette Übersicht aller mit dem Thema Demenz beschäftigten Einrichtungen in der Region Trier samt Karte und Kontakt-Adressen - die TV-Orientierungshilfe.

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