Warten auf Stürmerin Eva

MAINZ/BOCKENHEIM. Die vergebliche Suche nach Einvernehmen über die Spitzenkandidatur endete im CDU-Parteibezirk Rheinhessen-Pfalz im Eklat. Die Christdemokraten blicken zerstrittener denn je auf die Landtagwahl im Frühjahr 2006.

Zieht Parteichef Christoph Böhr überraschend zurück? Tritt Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Eva Lohse kurzfristig doch gegen ihn an? Oder wirft mit Kurt Lechner einer der Böhr-kritischen Bezirksvorsitzenden seinen Hut in den Ring? Alles schien möglich bei der mit Spannung erwarteten Versammlung eines ausgeweiteten Bezirksvorstandes Rheinhessen-Pfalz im Brückenrestaurant in Bockenheim. Doch weder wurden Brücken gebaut und erst recht nicht das etwas höher gelegenen Trau-Zimmer im Turm benötigt, um sich eventuell Treue zu schwören. Die Böhr-Anhänger gingen größtenteils bereits vorzeitig mit Donner und Groll, so kam der Appell an den Parteichef, seine Kandidatur zurückzuziehen, mit noch deutlicherer Mehrheit als ohnehin erwartet. Dass ein großer Bezirksverband seiner Bewerbung "überwiegend skeptisch bis sehr skeptisch" gegenüberstand, nahm Böhr zwar zur Kenntnis. Allerdings "gibt es sehr verschiedene Meinungen", so der Parteichef, der nach eigenen Worten nicht daran denkt, zurückzuziehen. "Wir wollen Eva Lohse", unterstrich Bezirks-Vize und Bundestagsabgeordneter Norbert Schindler nach dem Votum der Rest-Versammlung, die Böhr mit 42 zu acht Stimmen zum Rückzug aufforderte. Zuvor hatte Schindler dem Vernehmen nach seinen Bezirkschef Kurt Lechner gebremst, als Lohse-Ersatzkandidat ins Rennen zu gehen. "Vielleicht fördert das Abstimmungsergebnis die Einsicht bei Böhr, dass ein Mannschaftskapitän auch einem aussichtsreichen Stürmer mal den Vortritt lassen muss", so der Pirmasenser Landtagsabgeordnete Thomas Weiner.Böhr-Anhänger wollen Kandidaten-Duell

Böhrs Anhänger forderten dagegen Lohse auf, sich einer Kampfkandidatur zu stellen. "Lohse spaltet die Partei, sie soll Ja oder Nein sagen", fordert der Bitburger Kreisvorsitzende Michael Billen. Er warf den drei Bezirksvorsitzenden Joachim Hörster (Koblenz-Montabaur) Peter Rauen (Trier) und Kurt Lechner parteischädigendes Verhalten vor, weil sie eine "unentschlossene Bewerberin"präsentiert hätten. Am Dienstag wird der Bezirksvorstand Trier in Mertesdorf nach Einschätzung seines Vorsitzenden Peter Rauen über die Kandidatenfrage abstimmen. "Wenn Lohse sich nicht durchringt, streitig anzutreten, ist sie keine Kandidatin", sagte Rauen am Wochenende dem TV . Es sei Böhrs gutes Recht als Landesvorsitzender, sich als Spitzenkandidat bewerben, so der Bundestagsabgeordnete, der Lohse favorisiert hat. Aus Sicht seines Bezirksvorsitzenden-Kollegen Hörster "steht eine Kandidatin zur Verfügung", wenn sie geschlossen unterstützt werde. Böhr dürfe Abstimmungen und Stimmungen in der Partei nicht ignorieren. Wenn die Hälfte der Parteimitglieder nicht an den Spitzenkandidaten glaube, könne man sich den Wahlkampf sparen, so Hörster mit Blick auf Böhr. Er warf dem Parteichef vor, mit seiner Uneinsichtigkeit für Streit und Zerwürfnisse zu sorgen statt zu integrieren. Laut Hörster ist auch für die Sitzung seines Bezirksvorstandes am Donnerstag eine Abstimmung wie in Rheinhessen-Pfalz vorstellbar. Christoph Böhr hält an seiner Kandidatur fest. Er glaube nicht, dass sein Rückzug ein Problem löse, sagte er dem TV . Einigkeit stelle sich nicht ein, wenn sich eine Seite geschlagen gebe, sondern eine Abstimmung für Mehrheiten sorge. Sollte es keine Gegenkandidatur geben, mache auch eine Mitgliederbefragung keinen Sinn, sagte Böhr vor der Vorstandssitzung am 1. Oktober.

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