Warum der CDU-Abgeordnete Michael Billen die Presse an die Rennstrecke einlädt

Nürburgring/Kaschenbach · Der umstrittene Eifeler CDU-Politiker Michael Billen ist immer für eine Überraschung gut. Ausgerechnet an den Nürburgring lädt er die Presse ein – obwohl er wegen der Ring-Affäre ins politische Abseits geraten ist. Und spricht über schädliche Geschäfte, die seine Heimat schädigten.

 Hat eigene Pläne für die Rennstrecke: Michael Billen gestern bei der Pressekonferenz am Ring. TV-Foto: Stephan Sartoris

Hat eigene Pläne für die Rennstrecke: Michael Billen gestern bei der Pressekonferenz am Ring. TV-Foto: Stephan Sartoris

Foto: Stephan Sartoris

Michael Billen und der Nürburgring – eine spezielle Kombination, die die politische Karriere des Landtagsabgeordneten aus Kaschenbach (Kreis Bitburg-Prüm) in jüngster Vergangenheit nachhaltig geprägt hat. Bis Ende vorvergangenen Jahres ist er ein ganz normaler Landtagsabgeordneter und mit dem Nürburgring zu dieser Zeit besonders befasst, denn er ist Mitglied des Untersuchungsauschusses zur Aufklärung der Nürburgringaffäre. Dann, im November 2009, geht Billen an die Öffentlichkeit und bekennt: Er hat sich über seine Tochter, eine Polizistin, geheime Daten der Polizei über Geschäftspartner der Nürburgring GmbH beschafft. Mit Konsequenzen: Billen gerät ins Abseits – in der Partei und der Fraktion.

Was also treibt ihn an, im Februar 2011 – gemeinsam mit dem CDU-Abgeordneten aus dem Kreis Ahrweiler, Walter Wirz – zu einer Pressekonferenz zum Thema „Aus der Vergangenheit am Nürburgring lernen und Zukunft für die Region positiv gestalten“ einzuladen? Wahlkampf? Wenn ja: warum am Nürburgring, der doch etliche Kilometer entfernt ist vom Eifelkreis Bitburg-Prüm, in dem sich Billen bei der Landtagswahl um das Direktmandat bewirbt? Nein, sagt der Landwirt aus Kaschenbach, natürlich kein Wahlkampf; ihn und seinen Kollegen treibe die Sorge um den „Mythos Nürburgring“ und die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Eifel an.

„Politik für die Eifel zu machen, ist unabhängig vom Wohnort“, sagt Billen. Er und Wirz fordern, dass das Land den bestehenden Vertrag mit der derzeitigen Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH ändert. Die Nordschleife und die Grand-Prix-Strecke sollten herausgenommen und wieder von der Nürburgring GmbH vermarktet werden. „Dass alles in einer Hand ist, ist schädlich. Es muss wieder mehr Wettbewerb geben, wovon auch die Eifel profitieren könnte.“ Ob das auch die Haltung von Partei und Fraktion ist, wird Billen gefragt, denn er und Wirz hatten ohne Absprache zur Pressekonferenz eingeladen. Aber die beiden Abgeordneten sehen sich nicht im Gegensatz zur Position von Partei und Fraktion in dieser Sache. „Sie werden in unseren Reihen kaum jemanden finden, der unseren Vorschlägen widersprechen wird“, gibt sich Billen selbstbewusst.

Und: „Sie dürfen davon ausgehen, dass Julia Klöckner weiß, was wir hier berichten.“

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