Warum der Nürburgring ohne private Pächter wieder eine Chance hat

Endlich! Nach einem monatelangen zähen Ringen steht endgültig fest, dass die Nürburgring-Pächter Jörg Lindner und Kai Richter rückwirkend zum 31. Oktober die Verfügungsgewalt über die Eifel-Rennstrecke und ihre Immobilien verlieren - Kommentar

 Die damalige Regierung investierte 330 Millionen Euro. Foto: Jan Woitas/Archiv

Die damalige Regierung investierte 330 Millionen Euro. Foto: Jan Woitas/Archiv

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Ab sofort haben die Sanierer Thomas B. Schmidt und Jens Lieser das Sagen. Sie können jetzt erst richtig anfangen, die Zukunft des Rings zu gestalten.
Unabhängig davon, dass beide Seiten den unterzeichneten Vergleich jeweils zu ihren Gunsten interpretieren und sich erst noch herausstellen muss, wer an welcher Stelle gewonnen oder verloren hat, steht bereits eines fest: Jeder in der Landespolitik wird aufatmen, dass das Buch mit diesen Betreibern geschlossen wird.Man muss sich das einmal vorstellen: Da kommen Geschäftsleute daher, pachten Anlagen und Gebäude, spielen die umtriebigen Macher, erzielen satte Gewinne, schwingen das große Wort - und zahlen an den Verpächter teilweise keinen Cent, so dass dieser in die Insolvenz schlittert. Auf dem Wohnungsmarkt würden solche "Mieter" wohl eher als Miet-Nomaden bezeichnet.
Auf der anderen Seite steht gleichzeitig fest, dass sich die damals SPD-geführte Landesregierung ganz einfach mit den falschen Leuten eingelassen hat. Sie hätte schon viel früher dem von Anfang an umstrittenen Düsseldorfer Kaufmann Kai Richter, der sich als vermeintlicher Investor den Bau der Gebäude komplett mit öffentlichen Mitteln finanzieren ließ, den Laufpass geben müssen. Dass man sich dazu außerstande sah, lässt in Bezug auf das verkorkste Konstrukt des Freizeit- und Geschäftszentrums tief blicken.
Vorteilhaft ist, dass mit dem Vergleich ein jahrelanger, lähmender Rechtsstreit vermieden worden ist. Das dürfen die Sanierer Schmidt und Lieser als Erfolg verbuchen. Allerdings stellt sich die Frage, welcher Preis dafür zu zahlen ist. Bislang schlägt die Fehlinvestition der Politik in der Eifel für den Steuerzahler schon mit mehr als 300 Millionen Euro zu Buche. Man darf wohl sicher davon ausgehen, dass jetzt noch ein paar Millionen hinzukommen.Über die Zukunftsaussichten einer der berühmtesten Rennstrecken der Welt lässt sich nur spekulieren. Die Sanierer behaupten, es gebe schon interessierte Investoren. Solche sind der Öffentlichkeit allerdings schon öfter versprochen worden und nie aufgetaucht. Immerhin kann man sagen: Jetzt hat der Nürburgring wieder eine Zukunft. Zuletzt sah es so aus, als hätte er keine mehr. f.giarra@volksfreund.de

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