"Warum noch warten? Worauf denn?"

WILSECKER. Dass die frei laufenden Hühner der Familie Hoffmann aus Wilsecker (Kreis Bitburg-Prüm) demnächst aus Berlin Stubenarrest verordnet bekommen könnten, sehen die Nebenerwerbs-Landwirte gelassen. Wenn Zugvögel unterwegs sind, bleibt ihr Federvieh ohnehin im Stall.

"Nein." Auf die leichte Schulter nehmen Robert Hoffmann und seine Frau Regina Tebeck-Hoffmann das Thema Vogelgrippe nicht. Vor dem Virus mit dem seltsamen Namen "H5N1" hat der Landbautechniker und Nebenerwerbslandwirt aus Wilsecker durchaus Respekt. "Wir wissen nicht, wo das Schiff hingeht", sagt er, "doch von der Handhabe her ändert sich eigentlich nichts." Je nach Gefahrenlage will Bundes-Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) die Freilandhaltung von Hühnern verbieten. Mitte September, möglicherweise auch schon früher, könnte es kommen und dafür sorgen, dass die in Russland erneut ausgebrochene Vogelgrippe nicht von Zugvögeln auf deutsches Geflügel übertragen wird. Zum Beispiel auf die Hühner der Hoffmanns aus Wilsecker. Als Tochter Jana ein Jahr alt war, haben die Eltern mit fünf Hühnern angefangen. Das war vor sechs Jahren. Aus dem knappen Dutzend sind 200 geworden. "Wir versuchen, uns langsam zu steigern", sagt Hoffmann, der hofft, auf 400 Tiere zu kommen - verteilt auf vier Ställe. Derzeit sind es zwei Räume und natürlich das dazu gehörende Freiland. Jeden Mittag lässt Regina Tebeck-Hoffmann ihre Hühner ins Freie - erst mittags deshalb, weil die gackernden Tiere vorher ihre Hausaufgaben zu erledigen haben. "Man muss den Hühnern morgens ihre Ruhezeit lassen, damit sie ungestört ihre Eier legen können", sagt Hoffmann. Bei Einbruch der Dämmerung trottet das Federvieh nach und nach wieder in den Stall. Das ist die Tagesordnung der 200 Hühner und ihrer beiden Hähne - vorausgesetzt, die äußeren Umstände lassen es zu. Zu den Umwelteinwirkungen, die den Alltag der Tiere beeinflussen, gehören nass-kaltes Wetter, Schnee - oder eben Zugvögel. Und da sei es egal, ob Vogelgrippe, Geflügelpest oder keine der beiden Krankheiten grassierten, erklärt Robert Hoffmann. "Wir haben unsere Tiere in der Vergangenheit während der Zugvögel-Wanderung immer im Stall gelassen", sagt der Eifeler. Deshalb sieht er in der möglichen Anordnung aus Berlin auch kein Problem. Im Gegenteil: "Warum noch warten? Worauf denn? Mir ist lieber, die Hühner werden früh genug eingesperrt. Und ich denke, dass jeder, der ähnlich wirtschaftet, das genauso sieht." Schließlich bedeute Freilandhaltung ja nicht, dass die Tiere immer draußen sein dürften oder müssten, nur damit sie zu Recht als im Freiland lebende Hühner bezeichnet werden dürften. "Schlimm wäre es natürlich, wenn die Tiere jetzt generell nicht mehr raus könnten", sagt Regina Tebeck-Hoffmann - auch dann, wenn die Tiere vom Gesetz her weiterhin als freilaufend bezeichnend werden dürften. Schließlich habe die Familie, auf deren Hof auch zwei Katzen, acht Kühe, zwei Schweine, zwei Pferde und der kleine Hund Jakob leben, sich weniger aus finanziellen Gründen für diese Art der Haltung entschieden. Viel Gewinn werde bei den 700 bis 900 wöchentlich verkauften Eiern nicht gemacht, sagt der Nebenerwerbs-Landwirt, "aber immerhin so viel, dass es nicht ganz für die Katz' ist". Dass die Freilandhaltung durch die Vogelgrippe einen Image-Schaden davon tragen könnten, glauben die Hoffmanns nicht. "Wenn man den Leuten erklärt, warum die Tiere auch mal eingesperrt werden, verstehen sie es auch", sagt der Tierhalter. Eine akute Gefahr durch die Vogelgrippe sieht er für seinen Betrieb derzeit nicht. Doch die Gefahr bleibe. "Wenn der Infektionsdruck erst mal hoch ist, dann ist jeder Spatz gefährlich."

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