Was Google über die Bürger alles herausfinden kann

Bis Ende des Jahres will Google seinen Dienst Street View starten und umfassende Straßenbilder von 20 deutschen Städten ins Internet stellen. Mieter und Hausbesitzer können vorher Widerspruch einlegen (siehe Extra). Dennoch äußern Datenschützer Kritik.

Berlin/Trier. (dpa/woc) Trotz anhaltender Kritik will Google bis Ende des Jahres seinen Kartendienst Street View mit umfassenden Darstellungen von Straßenzügen und Häusern auch für 20 deutsche Städte einführen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Auch in Trier hat Google schon etliche Straßenzüge abfotografiert. "Aber zunächst stellen wir die 20 größten Städte online. Wann die kleineren Städte - darunter auch Trier - folgen, steht noch nicht fest", sagt Google-Sprecher Stefan Keuchel auf TV-Anfrage.

Gesichter und Auto-Kennzeichen sollen automatisch unkenntlich gemacht werden. Mieter, Wohnungs- und Hausbesitzer der 20 Städte mit dem "Street-View"-Angebot haben ab nächster Woche die Möglichkeit, über ein Online-Formular Widerspruch gegen die Darstellung ihrer Gebäude anzumelden. Das entsprechende Haus soll auf den Aufnahmen dann ebenfalls unkenntlich gemacht werden und nur noch schemenhaft zu erkennen sein. Diese Widerspruchsmöglichkeit sei eng mit dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar abgestimmt worden, sagt der Google-Beauftragte Per Meyerdierks. Die Bearbeitung der Widersprüche werde einige Wochen in Anspruch nehmen, danach werde das Angebot online gestellt. Google rechnet damit, dass dies im November geschieht.

Datenschützer Caspar hält dagegen: Die Einführung des Internet-Dienstes sei überstürzt. "Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet." Es sei daher nicht sinnvoll, die Zeit für Widersprüche vor Einführung des Kartendienstes knapp zu befristen. Auch gebe es keine klare Leitlinie für den Umgang mit den Daten von Widerspruchsführern. Zudem beanstandet Caspar, dass Google bislang keine telefonische Hotline für Anfragen von Bürgern geplant habe.

Seit seiner Einführung in den USA 2007 wird Google Street View heftig kritisiert: Bürger und Kommunen fürchten, die detaillierten 360-Grad-Straßenansichten könnten von Kriminellen für die Planung von Einbrüchen in Häuser missbraucht werden.

Die Kritik wurde noch lauter, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für Street View auch Daten aus offenen Computernetzwerken (WLAN) miterfasst und von Google gespeichert wurden.

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