Was wäre, wenn ...

WASHINGTON. (red) Uno-Waffeninspekteur Hans Blix hat den Irak-Zwischenbericht vorgelegt: Es gibt keine gravierenden Hinweise für irakische Verletzungen der Uno-Auflagen. Doch wie geht es nun weiter? Kommt es zu einer neuen Uno-Resolution? Gibt es einen Krieg am Golf? Folgende vier Szenarien scheinen wahrscheinlich.

FALL 1: UNO-KRIEGSRESOLUTION Hans Blix fordert zwar mehr Zeit für die Waffeninspekteure. Aber im Uno-Sicherheitsrat kippt die Stimmung. Frankreich ist gegen Krieg, legt aber kein Veto gegen eine zweite Resolution ein, die ein militärisches Vorgehen etwas deutlicher rechtfertigt. Russland und China folgen. Die USA und Großbritannien schlagen los. Frankreich entschließt sich in letzter Minute, sich zumindest symbolisch doch am Krieg zu beteiligen. Eine missliche Lage für die Bundesregierung: Denn im Sicherheitsrat wird man sich der Stimme enthalten, während Frankreich zustimmt. Außenpolitisch ist Deutschland innerhalb der Nato isoliert. Innenpolitisch gibt es keine Debatte über einen Angriffskrieg, die den Amerikanern zugesagte Unterstützung wird gewährt.FALL 2: KEINE RESOLUTION, KRIEG Waffeninspektor Blix fordert mehr Zeit, um alle Indizien zu prüfen. Deshalb verhindern Frankreich, China und Russland eine zweite Uno-Resolution, die ein militärisches Vorgehen rechtfertigen soll. Die USA greifen den Irak an, unterstützt von Großbritannien. Die Begründung: Die Arbeit der Inspekteure habe gezeigt, dass der Irak nicht kooperiere. Intern wird der Kriegsbeginn damit begründet, dass man die enorme Zahl von Gerät und Soldaten nicht auf Dauer am Golf stationieren könne. Diverse Länder stellen zumindest logistische Hilfe bereit. Für die Bundesregierung eine schwierige Lage: Sie wird zwar den Krieg kritisieren, die Überflugrechte aber nicht in Frage stellen.FALL 3: US-ALLEINGANG Blix fordert mehr Zeit für die Inspektoren, weil die Beweislage nicht eindeutig sei. Frankreich, China und Russland wollen im Sicherheitsrat keine Uno-Resolution mittragen. Die USA entscheiden sich für einen militärischen Alleingang. Denn der Irak habe die Uno-Auflagen massiv verletzt, weil nicht alle Waffenprogramme offen gelegt wurden. Großbritannien schließt sich trotz Bedenken den USA an. Aus Sicht der Bundesregierung die schlechteste aller Entwicklungen: Es kommt zu Kontroversen mit den Amerikanern. Innenpolitisch entbrennt eine Debatte, ob die USA einen Angriffskrieg führen und ob Deutschland die Nutzung der US-Basen und Überflugrechte gewähren darf.FALL 4: VERTAGTER KRIEG Blix verlangt mehr Zeit für die Inspekteure. Im Uno-Sicherheitsrat ist die Stimmung eindeutig: Frankreich, China und Russland machen deutlich, dass sie eine zweite Resolution verhindern. Die USA riskieren deshalb aus politischen Gründen keinen Alleingang, zumal auch Großbritannien zur Geduld rät. Die Anstrengungen zur Entwaffnung des Irak werden auf friedliche Mittel verlegt. Die USA brauchen jedoch weitere Zugeständnisse des Irak, um ohne Gesichtsverlust die Streitkräfte am Golf schrittweise abziehen zu können. Washington betont, dass die Kriegsfrage nur vertagt ist. Für die Bundesregierung wäre diese Entwicklung ideal, weil sie ihr eine Wahl zwischen Beistand für die Amerikaner und eigener Kriegsablehnung sowie innenpolitischen Debatten erspart.

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