Was wir wissen - und was nicht

Paris · Paris wird von einem Anschlag getroffen. Offen ist, wer der Täter genau war und ob er Komplizen hatte.

Paris (dpa) Kurz vor der Präsidentschaftswahl werden Polizisten auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées angegriffen.
Was wir wissen
Der Tatablauf: Am Donnerstag gegen 21 Uhr schießt ein Mann auf dem Boulevard mit einem Sturmgewehr auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei. Ein Polizist stirbt, zwei weitere Beamte sowie eine deutsche Passantin werden verletzt.
Der Täter: Die Polizei erschießt den Mann kurz nach dem Angriff.
Das IS-Bekenntnis: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Attacke noch am Donnerstag für sich.
Ermittlungen: Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt. Polizisten durchsuchen noch am Donnerstagabend die Wohnung des Angreifers im Pariser Umland, wie es aus Ermittlerkreisen heißt. Außerdem werden drei Personen aus dem familiären Umfeld des Täters vernommen. Die Bundespolizei kontrolliert in der Nacht zum Freitag für dreieinhalb Stunden einen Grenzübergang bei Saarbrücken, um eventuelle Komplizen zu stoppen.
Auswirkung auf die Wahl: Die erste Runde der Präsidentschaftswahl soll wie geplant am Sonntag stattfinden. Das Innenministerium will mehr als 50 000 Polizisten zum Schutz einsetzen. Mehrere Kandidaten sagen Wahlkampfauftritte ab.
Die Opfer: Französische Sicherheitskräfte wurden in den vergangenen Monaten bereits mehrfach attackiert. Im Juni wurde ein Polizistenpaar im Umland von Paris ermordet. Vor einem Monat wurden Soldaten am Pariser Flughafen Orly von einem Mann angegriffen.
Ausnahmezustand: Frankreich erlebt seit Anfang 2015 eine Serie islamistischer Anschläge mit bislang über 230 Todesopfern. Seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 gilt der Ausnahmezustand. Erst am Dienstag nahm die Polizei in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten fest, in deren Wohnung Waffen versteckt waren.

Was wir nicht wissen
Der Täter: Die Staatsanwaltschaft äußert sich zunächst nicht zur Identität des Angreifers. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen soll es ein 39-jähriger Franzose gewesen sein. Der Mann sei 2005 bereits wegen einer Attacke auf Polizisten zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Im Februar sei er festgenommen worden, weil er die Absicht gezeigt habe, Polizisten zu töten - er sei aber mangels ausreichender Beweise wieder freigelassen worden.
Das Motiv: Das IS-Sprachrohr Amak nennt den Täter Abu Jussuf al-Beldschiki ("Der Belgier"). Bei ähnlichen Verlautbarungen wurden die Angreifer häufig "Soldaten" der Terrormiliz genannt. Die Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden.
Sie wurde aber über die Kanäle verbreitet, über die der IS in der Vergangenheit auch ähnliche Anschläge für sich beansprucht hat - etwa nach den Attacken in Ägypten oder London.
Komplizen: Das Innenministerium geht zunächst nur von einem Angreifer aus. Man könne aber nicht ausschließen, dass es Komplizen gebe. Ein von den belgischen Behörden gesuchter Mann hat nach ersten Erkenntnissen keine Verbindung zu dem Angriff. Er hatte sich in der Nacht der Polizei in Antwerpen gestellt.
Auswirkung auf die Wahl: Offen ist nach Ansicht von politischen Beobachtern, ob die Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen aus der Attacke politischen Nutzen ziehen kann.
Die Hardlinerin plädiert für härtere Maßnahmen im Kampf gegen den Islamismus. Nach dem Anschlag erstellte Umfragen gibt es bislang nicht. Am Samstag vor der Wahl und am Sonntag, dem Wahltag, ist die Veröffentlichung neuer Umfragen verboten.
Extra: DEUTSCHE BEI ANGRIFF VERLETZT


Bei dem Anschlag auf den Champs-Élysées in Paris ist nach Angaben der Bundesregierung auch eine deutsche Staatsangehörige verletzt worden. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin mit. Die Frau habe sich zufällig am Tatort aufgehalten. Ihr Zustand sei stabil. Sie sei nicht lebensbedrohlich verletzt worden, habe aber ernste Verletzungen davongetragen. Kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl an diesem Sonntag hatte ein nach Medienberichten 39 Jahre alter Mann am Donnerstagabend auf dem Prachtboulevard mitten in Frankreichs Hauptstadt mit einer automatischen Waffe auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei geschossen. Ein Polizist starb dabei. Neben der Deutschen wurden nach Angaben der französischen Behörden zwei weitere Beamte verletzt. Die Polizei erschoss den Angreifer. Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag. Kanzlerin Angela Merkel kondolierte Präsident François Hollande und drückte ihr Mitgefühl für die Opfer aus, wie Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern, Familien und Freunden", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort