Meinung Weit weg von Energiewende und liberalisiertem Markt

Eine warme Wohnung ist ein Grundrecht. Energie darf kein Luxusgut sein!“ Was Bundeskanzler Olaf Scholz da kurz vor Weihnachten sagte, mutet manch einem dieser Tage wie Hohn und Spott an. Und doch wird es genau darauf in Zukunft ankommen, dass keiner bei einer Energiewende auf der Strecke bleibt.

Meinung: Weit weg von Energiewende und liberalisiertem Markt
Foto: TV/Klaus Kimmling

Denn die exorbitant hohen Energiepreise, die ausgerechnet jetzt im Winter jedem klarmachen, dass saubere Energie und der unausweichliche Weg dorthin ihren Preis kostet, werden uns auch in den kommenden Jahren begleiten.

Dass Energieversorger mit den Ängsten ihrer zugeteilten Kunden in der Grundversorgung pokern, hat mit der grundsätzlichen Energiewende jedoch wenig zu tun. Die meisten Grundversorger waren zuletzt teurer als die Discounter in einem undurchsichtigen Firmengeflecht. Allerdings haben Stadtwerke & Co. solide für ihre Kundschaft gewirtschaftet, nicht zuletzt, weil Kommunen und öffentliche Hand ein Auge darauf haben und im Zweifel auch finanziell eingreifen – was für privatwirtschaftliche Energiehändler ein durchaus größeres unternehmerisches Risiko bedeutet.

Wechselwillige Kunden im Sinne eines liberalisierten Energiemarktes nun aber dafür zu bestrafen, dass sie der Politik dabei geholfen haben, einen echten Markt zu schaffen, ist nicht nur unseriös, sondern erscheint recht dirigistisch. Lenkend sollten Staat und Bundesnetzagentur dort eingreifen, wo mit dem „Grundrecht auf eine warme Wohnung“ gespielt wird – sowohl dann, wenn Energieversorger ihrer Pflicht nicht nachkommen als auch dort, wo der Markt zu sehr die Oberhand gewinnt.

s.schwadorf@volksfreund.de

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