Weiter bohren

Gottvertrauen ist gut, doch nicht immer hilfreich. Solange die Katholische Kirche darauf vertraut, dass sie ein attraktiver Arbeitgeber ist, dem die Priester nur so zufliegen, verkennt sie das Problem.

Immer mehr Gemeinden verwaisen, die Priester sind frustriert, weil sie ihrer eigentlichen Aufgabe - der Seelsorge - nicht mehr nachkommen können. Natürlich muss nicht jedes kleine Dorf einen eigenen Pfarrer haben. Doch wenn sich die Kirche immer mehr zurückzieht, erreicht sie auch immer weniger Schäfchen. Statt sich ernsthaft damit auseinander zu setzen, schaltet man in den Bistümern auf stur, stößt engagierte Laien, die der Kirche aus ihrer misslichen Lage helfen wollen, vor den Kopf. Wen wundert's da noch, dass sich immer weniger Gläubige für die Kirche einsetzen. Jedes Unternehmen, das so händeringend nach Personal sucht, wäre froh, wenn sich Freiwillige - auch Nicht-Ausgebildete - melden würden. Zumal in Zeiten leerer Kassen und ausbleibender Kunden, damit auch Geld gespart werden könnte. Nicht so die Kirche. Sie betreibt Augenwischerei und vergrößert die Zuständigkeitsgebiete - somit fehlen auf dem Papier gar nicht so viele Priester. Hut ab und tiefsten Respekt für alle, die sich für den Beruf entscheiden. Ihr Arbeitgeber macht es ihnen nicht einfach. Die Seelsorger vor Ort lesen die Messe in oft nur spärlich gefüllten Kirchen - auch, weil ihre Chefs mit teilweise überholten Haltungen immer mehr Gläubige vergraulen. Trotz allem werden die Laien immer selbstbewusster. Sie wissen, dass sie dicke Bretter bohren müssen: Zölibat, Ökumene, gemeinsames Abendmahl, Laienpriester. Die Themen sind nicht neu, aber es ist wichtig, dass engagierte Katholiken - wie jetzt in Ulm - immer wieder den Finger in die Wunde legen. Irgendwann sind die Bretter gebohrt. b.wientjes@volksfreund.de

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