Weitreichende Reformen für das Bistum Trier - Nicht alle Betroffenen werden begeistert sein

Trier · Mehr als zwei Jahre lang haben sich 290 vom Trierer Bischof Stephan Ackermann eingesetzte Berater Gedanken über die Zukunft des Bistums gemacht. Jetzt liegen die Empfehlungen der Synodalen vor. Den einen gehen die beabsichtigten Reformen zu weit, den anderen nicht weit genug.

Eines steht jetzt schon fest: Die am Donnerstag kommender Woche beginnende siebte und damit letzte Vollversammlung wird den 290 Synodalen noch mal einiges abverlangen .
Laut Tagesordnung sind bei dem Treffen in der ehemaligen Trierer Abtei St. Maximin der komplette Freitag und ein Großteil des Samstags vorgesehen, um das Abschlussdokument und diverse Änderungsanträge zu diskutieren.
Dass die Teilnehmer von dieser Möglichkeit regen Gebrauch machen werden, gilt als sicher. An dem von einem neunköpfigen Redaktionsteam erstellten Abschlussdokument wird angeblich immer noch gefeilt, obwohl es die Synodalen längst in den Händen halten. Ein Indiz dafür, dass viele Formulierungen und Empfehlungen nicht unumstritten sind. Weil es noch Diskussionsbedarf gab, war die ursprünglich nur bis Ende vorigen Jahres terminierte Synode um ein knappes halbes Jahr verlängert worden. Der Bischof hatte das Beratungsgremium darum gebeten, die über 100 Handlungsempfehlungen zu verdichten und zu bündeln.

In welche Richtung die Reise gehen würde, war allerdings klar, nachdem sich die Synodalen auf mehrere sogenannte Perspektivwechsel verständigt hatten. In einem dieser Perspektivwechsel ist von "weiten pastoralen Räumen" und "netzwerkartigen Kooperationsformen" die Rede. Damit war absehbar, dass es die Pfarrei in der herkömmlichen Form zukünftig nicht mehr geben wird.

Aus 895 Pfarreien sollen 60 werden

Schon unter Ackermanns Vorgänger Reinhard Marx wurde damit begonnen, die Zahl der Pfarreien zu reduzieren - durch Fusionen oder zumindest Kooperationen. Nun soll dieser Prozess fortgesetzt werden. Aus den 895 Pfarreien sollen 60 Großpfarreien werden, wobei die Zahl 60 nur eine Richtzahl sei, wie es offiziell heißt. Bislang gebe es in allen Pfarreien "ein überall relativ gleiches Angebot", meinte Bischof Stephan Ackermann Ende vergangenen Jahres mit Blick auf die sich abzeichnenden Veränderungen, in einem größeren Raum sei dagegen mehr Differenzierung und Schwerpunktsetzung möglich. Ob Kirchenchor, Kindergarten oder katholische Bücherei: absehbar, dass es künftig nicht mehr jedes Angebot in jedem Ort geben wird. Das wird nicht von heute auf morgen passieren. "Der Prozess wird Jahre dauern", meint Bischofssprecher André Uzulis zur Umsetzungsphase nach Abschluss der Synode. Dass dies kein reines Zuckerschlecken wird, weiß auch der Bischof. Bei seinem letzten TV-Redaktionsbesuch Ende vergangenen Jahres verwies Stephan Ackermann auf die Kommunikationsanstrengungen, die dann notwendig seien.

"Da sehe ich mich schon werbend durchs Land fahren - in einigen Orten womöglich in einem gepanzerten Wagen."
Dafür könnte die Kirche im Bistum Trier als Folge der zu Ende gehenden Synode in Zukunft auch ein Stück weit demokratischer sein. Nach dem unserer Zeitung vorliegenden Entwurf für das Abschlussdokument sollen die Gläubigen mehr Mitsprache und Entscheidungsbefugnisse bekommen. Das synodale Prinzip erfordere ein neues Zu- und Miteinander von Bischof, Priestern, Diakonen und Laien, Ehren- und Hauptamtlichen, Männern und Frauen, heißt es.

In konservativen Kreisen wird derweil bereits heftig gegen die Synode gewettert. Der Arbeitskreis für Katholiken spricht angesichts von Großpfarreien und mehr Mitspracherechten von Laien von einer "gewollten Ent-klerikalisierung des Bistums".

Eine Synode ist eine Versammlung von katholischen Priestern und einfachen Gläubigen (Laien). Ein Bischof, also der oberste Priester in einem Gebiet, lädt zu diesem Treffen ein. Es kann einmal sein - oder häufiger. Bei der Trierer Synode gab es am Ende alleine sieben Vollversammlungen, daneben aber auch Treffen im kleineren Kreis. Die Synode soll den Bischof bei wichtigen Fragen beraten. Welche Themen das sind, kann der Bischof selbst sagen. Alles Wichtige über das Treffen steht in einem Buch über das Kirchenrecht. Danach müssen sich die katholischen Bischöfe in der ganzen Welt richten.

Synoden sind in Deutschland selten. In den vergangenen 50 Jahren gab es gerade einmal drei davon, die letzte vor 26 Jahren in Augsburg. Die letzte Synode in Trier gab es 1956. Damals durften nur Priester an den Treffen teilnehmen. Dieses Mal waren unter den 290 Synodalen auch etliche Laien.
Ob der Trierer Bischof macht, was seine Berater ihm empfehlen, entscheidet am Ende er allein. Bischof Stephan Ackermann hat dies aber bereits angekündigt.

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