Weltbild-Affäre: Bischöfe treffen sich zum Krisengipfel

Trier · Vor dem am Montag beginnenden Treffen der deutschen Bischöfe ist Feuer unterm Dach: Grund sind Pornografievorwürfe gegen die katholische Verlagsgruppe Weltbild. Der Papst hebt mahnend den Zeigefinger, der Weltbild-Chefaufseher tritt zurück, und das Trierer Bistum druckst herum.

Trier. Die Bombe platzte am Donnerstagmittag: "Mit sofortiger Wirkung" legte der Finanzchef der Diözese Augsburg, Klaus Donaubauer, sein Mandat als Vorsitzender des Weltbild-Aufsichtsrats nieder.
"Angesichts (…) der Debatte über die Verwobenheit des Unternehmens mit der Produktion und dem Vertrieb literarischer Erzeugnisse, die der Menschenwürde und damit der Verkündigung und Lehre der Katholischen Kirche zutiefst widersprechen", könne der Rücktritt Donaubauers nur als eine erste persönliche Konsequenz verstanden werden, ließ das Bistum wenig später verlauten. Soll wohl heißen: Jetzt geht\'s beim Weltbildverlag ans Eingemachte.
Der zu 100 Prozent der katholischen Kirche gehörende Verlag ist seit Wochen in den Schlagzeilen, weil er Bücher und DVDs vertreibt, die sich wohl kein Pastor sichtbar ins Regal stellen würde. Dazu gehören Titel wie "Anwaltshure", "Vögelbar" oder "Schlampeninternat".
Die Vorwürfe sind zwar nicht neu, werden schon seit Jahren immer wieder erhoben. Doch scheinen sie dieses Mal eben nicht nach einiger Zeit wieder ungehört zu verhallen.
Dafür dürfte nicht zuletzt eine Äußerung von Papst Benedikt XVI. sorgen, der sich unlängst beim Empfang des neuen deutschen Botschafters im Vatikan ungewohnt deutlich positionierte und die "weite Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts" geißelte. Der Heilige Stuhl werde darauf achten, dass der notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolge, lautete der Zusatz, den die Kirchenoberen im Heimatland des Papstes wohl kaum nach bekanntem Gutdünken interpretieren können.
Nur: Wie kommen die deutschen Bischöfe aus der Bredouille wieder heraus? Die Weltbildgruppe ist keine kleine Klitsche, sondern das größte deutsche Buchhandelsunternehmen, macht einen Jahresumsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro. Zwölf Bistümer sind an der Gruppe beteiligt, darunter mit knapp 4,3 Prozent auch das Bistum Trier.
Dessen Chef, Bischof Stephan Ackermann, trifft sich ab Montag in Würzburg mit den Oberhäuptern der übrigen 26 deutschen Diözesen. Eine turnusmäßige Zusammenkunft, die wegen der Weltbild-Affäre allerdings eher ein Krisengipfel werden dürfte.
Dabei gibt es im Prinzip nur zwei Lösungsmöglichkeiten: Entweder die Kirche trennt sich von dem lukrativen Weltbildverlag, wie dies etwa das Erzbistum Köln fordert. Oder das Unternehmen besinnt sich auf seine Wurzeln und verbannt etwa allzu schlüpfrige oder esoterisch angehauchte Titel aus seinem Repertoire. Die Konsequenzen daraus wären Umsatzeinbußen und wohl auch der Verlust der Marktführerschaft.
Welchen Ausweg aus dem Weltbild-Dilemma das Bistum Trier bevorzugt, ist im Vorfeld des Treffens der Bischöfe nicht auszumachen. Auf die konkrete Anfrage unserer Zeitung, ob sich das Bistum von seinem Weltbild-Anteil trennen wolle, meinte Bischofssprecher Stephan Kronenburg: "Sowohl die Verantwortlichen des Weltbild-Verlags als auch die verantwortlichen Kirchenvertreter im Aufsichtsrat haben sich deutlich - und ganz im Sinne von Papst Benedikt XVI. - zu der Verbreitung von erotischem oder pornografischem Material geäußert. Erotisches und pornografisches Material sollte von einem kirchlichen Verlag nicht vertrieben werden."
Das klingt so, als halte sich Bischof Stephan Ackermann alle Türen offen.
Der finanzielle Profit, den das Bistum aus dem Weltbild-Verlag zieht, hält sich nach Informationen unserer Zeitung in Grenzen. Weil ein Großteil des Gewinns der Verlagsgruppe reinvestiert wird, flossen in den Säckel des Bistums zuletzt nur rund 200 000 Euro.

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