Weniger Geld für geschiedene Frauen

TRIER/BERLIN. (wie) Mehr Geld für Scheidungskinder und weniger Rechte für geschiedene Frauen: Der Unterhaltsanspruch der Kinder soll Vorrang haben vor dem der Mütter. Geschiedene Frauen sollen für sich selbst sorgen und schneller wieder arbeiten gehen. Das sieht ein Gesetzentwurf vor.

Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Nach zehn Jahren ist bei einem Viertel der Paare Schluss. 11 300 Scheidungen gab es im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz - so viele wie nie zuvor. 9500 Kinder wurden dadurch zu Scheidungswaisen. Und nach der Scheidung ist vor der Scheidung. Denn dann geht der Rosenkrieg erst richtig los. Oft wird um jeden Cent gestritten. Die Frauen wollen mehr Geld vom Ex. Die Männer fühlen sich ausgenutzt. Damit soll jetzt Schluss sein. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries stellte gestern einen Gesetzentwurf vor, der 2006 in Kraft treten soll. Falls der Unterhaltspflichtige nicht genug verdient, sollen zunächst die Kinder ihren zustehenden Anteil bekommen. Schlimmstenfalls gehen die geschiedenen Mütter leer aus. Familienanwälte schätzen, dass dies Dreiviertel aller Unterhaltsfälle betrifft. Bislang müssen sich die Kinder den Kuchen mit den geschiedenen Müttern und den derzeitigen Ehefrauen ihrer Väter teilen. Konsequenz: Viel bleibt für den Einzelnen nicht übrig, oft müssen Kinder trotz Unterhalts Sozialhilfe beantragen. Anwälte befürchten, dass stattdessen demnächst mehr Geschiedene zum Sozialamt gehen müssen, weil sie keinen Unterhalt mehr bekommen. Im Zweifelsfall müssen sie arbeiten gehen. Denn das neue Unterhaltsrecht räumt den Gerichten mehr Spielraum ein, geschiedene Frauen eher zu zwingen, wieder eine Beschäftigung zu suchen, falls es eine angemessene Kinderbetreuung gibt. Bislang braucht ein geschiedener Ehegatte, der Unterhalt erhält, nicht arbeiten zu gehen, so lange das Kind unter acht Jahren ist. Härtere Zeiten auch für Ex-Frauen gutbetuchter Spitzenverdiener: Auch sie müssen notfalls in den erlernten Beruf zurück, selbst wenn sich dadurch ihr Lebensstandard verringert. BERICHT, Ihre Meinung in Kürze? Finden Sie die Unterhalts-Reform von Justizministerin Cypris sinnvoll? Ihre Mail kann nur veröffentlicht werden, wenn uns Name und Anschrift vorliegen.

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