Wenn Äcker zur Geldanlage werden

Trier · In Ostdeutschland kaufen Investoren ganze Landstriche auf. Auch in der Region ist Land begehrt - zunehmend als Investitionsobjekt.

Trier Land ist endlich. Äcker, Wiesen oder Weiden lassen sich nicht vermehren. Jede Straße, jedes Baugebiet, jeder Fußballplatz, jede Fabrik und jeder Parkplatz verkleinern die Fläche, auf der noch Weizen, Roggen, Viehfutter oder Raps angebaut werden könnten, während die Weltbevölkerung steigt und mit ihr der Bedarf an Lebensmitteln und Energie.
Land ist begehrt - das zeigt sich auch in den steigenden Preisen (siehe Extra). Dabei sind es längst nicht mehr nur Bauern, die mitbieten. Fruchtbarer Boden ist zum Investitionsobjekt geworden. Die Nullzinspolitik führe zu einer verstärkten Nachfrage nach Sachwerten, sagt Cornelia Holtmann, Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministeriums. "In vielen Regionen ist der Boden als nicht vermehrbares, knappes Wirtschaftsgut gefragt."
Land zu kaufen sei eine der konservativsten Geldanlagen, die es gebe, betont auch Walter Clüsserath, Trier-Saarburger Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes.
Zwar ist das in der eher kleinteilig strukturierten Region Trier nicht so stark zu spüren wie in den riesigen Agrarlandschaften Ostdeutschland - dort kaufen Investoren (die oft aus ganz anderen Branchen kommen) Tausende Hektar auf, um sie intensiv bewirtschaften zu lassen oder zu verpachten. Landgrabbing (Landraub) nennen Kritiker dieses Phänomen. Treiben die Investoren die Preise stellenweise doch so in die Höhe, dass normale Bauern keine Chance mehr haben.
Ein Phänomen, das in der Region bisher keine vergleichbar große Rolle spielt. Sind die zusammenhängenden Flächen hier doch deutlich kleiner und die Bodenqualität nicht mit jener der begehrten Börden zu vergleichen. Zudem verweist Jutta Heyen vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum darauf, dass es sich in Rheinland-Pfalz überwiegend um Familienbetriebe und nicht um GmbHs oder Genossenschaften handelt, wie dies in Ostdeutschland oft der Fall ist. Dadurch sei die Bindung an einen Bauernhof hier deutlich höher.
Dennoch wird Land auch in Rheinland-Pfalz vermehrt zum Investitionsobjekt. "Kein Wunder bei sechs bis sieben Prozent Wertsteigerung pro Jahr. Wo kriegen sie denn so was?", fragt Clüsserath.
Vor allem in der Nähe zu Luxemburg ist Boden begehrt. "Wenn ganze Betriebe aufhören, dann lockt das Investoren an", sagt Johannes Hirt vom Saargauhof bei Saarburg. Der Landwirt berichtet von einem luxemburgischen Unternehmer, der auf dem Saargau ganze Höfe kaufe. "Mit den Luxemburgern können wir nicht mithalten", sagt Hirt. Auch in der Südeifel, wo Land wegen der vielen Biogasanlagen ohnehin gefragt ist, erzählen Bauern davon, dass Luxemburger Landwirte auf den Markt drängen und die Pachtpreise steigen.
In der Vulkaneifel findet sich ein Beispiel für ein großes Unternehmen, das in die Landwirtschaft eingestiegen ist. Dort hat die TechniRopa Holding, zu der auch der Fernseherhersteller TechniSat gehört, ein Subunternehmen gegründet. Dieses hat einen Hof in Berlingen bei Gerolstein gekauft und zudem viele Hektar Land, die über die ganze Vulkaneifel verteilt liegen. "Eifelion" baut nun nicht nur Kartoffeln für die Gin- und Wodkaproduktion an, sondern nach eigener Auskunft auf 32 Hektar auch Miscanthus. Eine Energiepflanze, mit deren Hilfe die Energieversorgung der TechniRopa Holding auf nachwachsende Rohstoffe umgestellt werden soll. "Man kann da nur an den Unternehmer appellieren, sich beim Landkauf zu mäßigen", sagt ein lokaler Branchenkenner. Und das tue dieser bisher auch.
Experten zufolge ist es für Investoren rechtlich von großem Vorteil, einen ganzen Hof zu kaufen. Werden sie so doch selbst zu Landwirten und können weitere Flächen erwerben, auf die sie sonst womöglich keinen Zugriff hätten.
Denn um die Lebensmittelversorgung zu sichern und den Ausverkauf von Boden zu verhindern, gibt es das Grundstückverkehrsgesetz. Diesem folgend muss der Verkauf von Äckern, Wiesen, Weiden oder Wald von den Kreisverwaltungen genehmigt werden. In Rheinland-Pfalz zum Beispiel dann, wenn mehr als ein halber Hektar Land zum Kauf angeboten wird.
Walter Clüsserath wird dabei als landwirtschaftlicher Grundstücksverkaufsbeauftragter hinzugezogen und hat so seit vielen Jahren ein wachsames Auge darauf, wenn Flächen in Trier und dem Kreis Trier-Saarburg den Besitzer wechseln.
Es gebe mehrere Möglichkeiten, den Verkauf an Nicht-Landwirte zu verhindern, sagt er. Will ein Außenseiter zuschlagen, so kann man ihm dies verwehren, wenn auch Bauern da sind, die Land benötigen. Diese haben das Vorkaufsrecht. Voraussetzung ist, dass der Bauer den vereinbarten Kaufpreis zahlt. Der mit Nicht-Landwirten ausgehandelte Preis darf allerdings höchstens 50 Prozent über den ortsüblichen Preisen liegen.
Die Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz bietet im April ein Seminar zum Thema Landgrabbing an, bei dem die Teilnehmer lernen, wie man spekulativen Landverlust durch Nichtlandwirte verhindern kann.
So soll nicht nur der Ausverkauf des Bodens, sondern auch Preistreiberei verhindert werden. All das ändert jedoch nichts daran, dass es auch in der Region immer teurer wird, Äcker und Grünland zu pachten oder zu kaufen.

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