Wenn die Welt einfach mal den Atem anhält ...

Bloß kein Stress: Je aufgeregter die Zeiten, desto größer die Sehnsucht der Menschen nach Ruhe, Harmonie und Entschleunigung. Der größte Weihnachtswunsch der Volksfreund-Leser? Genau! In einer Umfrage* haben sie vorwitzige Fragen der Redaktion beantwortet und verraten, wie sie feiern - oder auch nicht.

Trier. Der Baum trägt rote Kugeln und eine Spitze, es gibt Würstchen mit Kartoffelsalat, danach Geschenke und Gesang - das typische Programm an Heiligabend? Jein. Das Altbewährte und Überlieferte ist wichtig, aber die Zahl der Menschen, die von klassischen Bräuchen wenig halten und sich lieber neue ausdenken, wächst von Jahr zu Jahr.
Für die eine Hälfte der Befragten ist Weihnachten das schönste Fest von allen, für die andere Hälfte total kommerzialisiert und nervig. Das spiegelt sich in einigen Anmerkungen wider: der Trubel, die Hektik, der Konsumwahn, der Rummel in den Geschäften, der schon im Spätsommer anfängt, die fürchterlich kitschige Werbung, die Geschenke-Orgien, die Plackerei in der Küche, viel zu viele Adventsfeiern … und dass die christlichen Wurzeln immer mehr verloren gehen. Vier Prozent sind totale Weihnachtsverweigerer ("Die Heuchelei gefällt mir nicht").
Die meisten Leser mögen jedoch den Zauber, die Besinnlichkeit: 90 Prozent feiern mit der Familie, gern auch mit dem ganzen Clan, sie freuen sich darauf, Kinder und Enkelkinder zu verwöhnen, sie genießen die Zeit im Kreise ihrer Liebsten.
80 Prozent finden Geschenke wichtig, die meisten besorgen sie lange vor dem Fest. Bescherung ist bei 57 Prozent nach dem Essen. Und die Hälfte besucht an Heiligabend die Mette.

Christbäume …
… stehen in 85 Prozent der Haushalte, oft bereits Tage vor dem Fest. Geschmückt mit Spitze (45 Prozent) und roten Kugeln (33 Prozent). Beliebt sind auch goldene Kugeln und Strohsterne (je 25 Prozent).
Außerdem im Geäst: Holzfiguren, die von der Uroma stammen, Gebasteltes aus der Kindheit, Silberschmuck, Jahresglocken, Patchwork, Swarovski-Sterne, Kerzen aus Wachs oder elek trisch, Lichterketten mit 500 LEDs, blaue Kugeln, rosa Kugeln, champagnerfarbene Kugeln, bunte Kugeln, Engel, Schleifen, Zapfen, Perlensterne, Candy Canes (Zuckerstangen), Erzgebirge-Deko, kleine Kunstgegenstände und Mitbringsel aus aller Welt, geerbter Familienschmuck, verschönert zu einem "Baum der Erinnerungen" … und manchmal Lametta (84 Prozent der Leser sagen allerdings: früher war mehr).
Trend: Die Menschen verzieren ihre Weihnachtsbäume individuell, nach eigenen Ideen und Vorstellungen - bis hin zur selbst geschmiedeten coolen Tanne aus Stahl. Wunderbar!
Das Essen …
… an Heiligabend ist teils traditionell, teils experimentell. In 22 Prozent der Haushalte kommen Würstchen mit Kartoffelsalat auf den Tisch, beliebt sind Raclette (zwölf Prozent) und Fondue (zehn Prozent).
Und sonst? Wie's gefällt! Mal Vier-Gänge-Festmenüs, mal minimalistisch mit wenig Aufwand. Rindfleisch mit Remouladensauce, Rollbraten, Truthahn, Pute, Ente, Wild, Lachs, Waldorfsalat, Shrimps in Knoblauch-Buttersauce, Hummer, Forelle, Heringssalat, Pasteten mit Hühnerfrikassee, Roastbeef, Lammkeule, Nudelsalat, Cordon bleu, Sushi, serbisches Pilaw, Indisch, Polnisch, Ribeye-Steak, Kasseler, Tafelspitz, Schnitzel, Toast Hawaii, Ochsenschwanzsuppe, Gulaschsuppe, gepökelte Rinderzunge, Muscheln, Ragout fin, Schaschlik, Schweinefilet, Pizza, Vegetarisches, Veganes … oder wie immer, seit 50 Jahren, Bratwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut.
Klitzekleiner Trend: Verzichten - zum Beispiel auf Fleisch.
Weihnachtslieder …
… werden von 37 Prozent der Leser angestimmt. Die Hitparade: Stille Nacht auf Platz eins vor O du fröhliche und O Tannenbaum, Alle Jahre wieder und Ihr Kinderlein kommet.
Außerdem genannt: In der Weihnachtsbäckerei, Lasst uns froh und munter sein, Süßer die Glocken nie klingen, Am Brunnen vor dem Tore, Weißt du, wie viel Sternlein stehen, Fröhliche Weihnacht überall, Es ist ein Ros‘ entsprungen, We wish you a merry Christmas, Leise rieselt der Schnee, Eine Muh eine Mäh …
Viele hören sich die Mucke im Radio oder auf CD an. Eher selten erwähnt: Hausmusik (Klavier, Ventilhorn). Und dann noch dies: "Wir singen Weihnachtslieder mit der Straßengemeinschaft in einer Garage." Fein!
Trend: Alles beim Alten.

Zusammengefasst:
Die meisten Leser freuen sich auf Weihnachten, auf heiter-besinnliche Tage mit der Familie, auf eine Auszeit vom Alltag oder, wie es ein Umfrage-Teilnehmer poetisch auf den Punkt gebracht hat: "Weihnachten ist, wenn die Welt einfach mal den Atem anhält."
Manche tun sich mit alldem schwer. Ein Leser sagt, ihm gefalle das Fest überhaupt nicht, er müsse aber wegen seiner Frau durch. Ein anderer merkt an: "Alle machen auf heile Welt, und dann kracht es doch immer - daher verbringe ich Weihnachten allein und bin froh, dem Chaos zu entkommen. "
Kleiner Trost: Es geht vorüber. Alle Jahre wieder.

Und demnächst: Etwas fehlt noch zum perfekten Fest ... die besonderen Wünsche der Leserinnen und Leser, ein eigenes Kapitel der Umfrage. Was da wohl nominiert worden ist? Abwarten! Bescherung ist an Heiligabend, in der Weihnachtsausgabe des Trierischen Volksfreunds. Lassen Sie sich überraschen!
Peter Reinhart

*Online-Umfrage vom 2. bis 5. Dezember, 551 Teilnehmer.

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