"Wenn es einen Haftbefehl gäbe, wäre ich verhaftet"

Traben-Trarbach · Der Leiter der Traben-Trarbacher Tourist-Information Matthias Holzmann streitet vehement ab, die Stadt getäuscht zu haben. Zwar habe eine seiner chilenischen Firmen tatsächlich Insolvenz anmelden müssen. Doch seien die Angaben, die er bei seiner Bewerbung gemacht habe, korrekt.

Traben-Trarbach. Die Vorwürfe liegen zeitlich länger zurück, sind geografisch weit weg angesiedelt, online aber nur einen Mausklick entfernt: Matthias Holzmann, Tourismuschef der Moselstadt Traben-Trarbach, soll in seinem früheren Leben als Touristikunternehmer im Süden Chiles einen Schuldenberg hinterlassen haben, bevor er - Verbleib unbekannt - verschwunden sei. Das zumindest steht auf der Internetseite der Zeitung El Llanquihue mit Datum vom März 2010, unter Verweis auf hiesige Geschäftsleute. Der Internetseite cronicalibre.cl zufolge hat der Anwalt Victor Vivanche Holzmann im Sommer 2010 in Stuttgart aufgespürt und einen internationalen Haftbefehl beantragt.
Diese Informationen aus dem Internet sind Holzmann und seinem Anwalt zufolge die Ursache dafür, dass die Stadt ihm wegen des Verdachts der arglistigen Täuschung mit der Kündigung gedroht habe. Weder die Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus noch Ulrich K. Weisgerber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach, wollen sich hierzu äußern. Es handele sich um eine Personalangelegenheit.
Holzmann zufolge hatte die Stadt ihm bis gestern Abend Zeit gelassen, auf die Vorwürfe zu reagieren. Das hat er auch getan. In einem offiziellen Schreiben heißt es: "Ich weise darauf hin, dass ein Anwalt keinen Haftbefehl aussprechen kann. Alleine diese Behauptung hätte die Stadtbürgermeisterin veranlassen müssen, eine genauere Untersuchung des Sachverhaltes anzustreben, bevor sie den Link auf diesen ominösen Presseartikel, der kein Impressum aufweist, an die Presse verteilt. Ich gehe davon aus, dass der Stadt Traben-Trarbach kein internationaler Haftbefehl vorliegt. Wenn es einen solchen gäbe, wäre ich längst verhaftet worden, denn ich bin mit meiner Familie ganz normal aus Chile ausgereist und jederzeit in Deutschland polizeilich gemeldet."
In seinem Schreiben räumt Holzmann, der 17 Jahre lang in Chile gelebt hat, die Insolvenz seiner Firma, des Reiseveranstalters Aqua Motion, ein. Eine Insolvenz, die er bei der Bewerbung nicht erwähnte. Alle Angaben, die er über seine vielen touristischen Erfolge in Chile gemacht habe, seien jedoch richtig und überprüfbar. Als Ursache der Insolvenz nennt Holzmann den enormen Kurseinbruch des Dollars. Leider gebe es Gläubiger, die nicht befriedigt werden konnten. Ein Anwalt kümmere sich um die Abwicklung. "Wir haben durch die Insolvenz in Chile nicht nur unsere Firmen verloren, die wir mit viel Mühe in 17 Jahren aufgebaut haben. Wir haben auch unser Haus und alle Wertgegenstände verloren", schreibt er. Dieser Prozess sei für seine Frau und seine Familie sehr dramatisch gewesen und er bedauere es sehr, dass seine Familie nun stigmatisiert werde. Er fürchtet, die Rufschädigung könne dazu führen, dass er in Deutschland keinen Job mehr finde. Und er plant zu klagen, falls man ihm tatsächlich kündigen sollte.
Auch für den Tourismus Traben-Trarbachs sei die ganze Geschichte katastrophal, sagt Holzmann, der krankgeschrieben ist, seitdem die Stadt ihm die Teilnahme an der Tourismusbörse ITB untersagt hat. Statt nach vorne, gehe man nun einen Schritt zurück. Die Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus hingegen macht sich keine Sorgen um die Tourismusarbeit ihrer Stadt. "Es wird immer mal einer krank. Das kriegen wir gebacken", sagt sie. Es gebe zudem einen Stadtratsbeschluss, der besage, dass der Wein-Nachts-Markt fortgeführt werden soll. Er sei auch an keine Personalie gebunden. Traben-Trarbach werde nicht untergehen.Extra

 Die Protagonisten des Traben-Trarbacher Tourismusstreits: Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber (links), Tourismuschef Matthias Holzmann und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus.

Die Protagonisten des Traben-Trarbacher Tourismusstreits: Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber (links), Tourismuschef Matthias Holzmann und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus.

Foto: TV-Archiv

Mit spektakulären Aktionen brachte Matthias Holzmann die Stadt Traben-Trarbach innerhalb kürzester Zeit bundesweit ins Gespräch: Beim Moselweinfestival Anfang Juli sorgte "Dinner in the Sky" für Aufsehen. Ein Kran zog eine gedeckte Tafel samt 20-köpfiger Tischgesellschaft in 40 Meter Höhe. Die "verrückte" Unterwasser-Weinprobe in der Moseltherme lief sogar bei RTL in den Abendnachrichten. Und der erste Mosel-Wein-Nachts-Markt wurde mit seinen über 100 Veranstaltungen zum Besuchermagneten. Allerdings riss er auch ein Defizit in die Haushaltskasse, das viel größer war als erwartet: Die Verwaltung spricht von 184 000 Euro minus. Holzmann von 115 000 Euro. Wer Recht hat, muss noch geprüft werden. Und so entbrannte ein Streit, der schon länger geschwelt hatte. kah

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