Wenn’s brennt und niemand mehr ausrückt

Trier · Den freiwilligen Feuerwehren geht der Nachwuchs aus. Die Folgen sind alarmierend.

Stell dir vor, es brennt und niemand rückt mehr zum Löschen aus: Noch ist das ein Alptraumszenario. Doch längst klagen auch in Rheinland-Pfalz immer mehr freiwillige Feuerwehren über Nachwuchssorgen.
Laut Mainzer Innenministerium ist die Zahl der ehrenamtlichen Feuerwehrleute innerhalb von gut zehn Jahren von 60.000 auf 51.000 gesunken. Und ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. "Es gibt weiter mehr Entpflichtungen alt gedienter Feuerwehrleute als Neuverpflichtungen", sagt der Präsident des Landesfeuerwehrverbands, Frank Hachemer.

Ideen, wie den Nachwuchssorgen begegnet werden kann, gab es in der Vergangenheit einige. So hat das Land etwa die freiwillige Altersgrenze von 60 auf 63 Jahre erhöht.

Inzwischen denkt Innenminister Roger Lewentz (SPD) schon über eine weitere Anhebung - "grob gesagt bis 67" - nach. Weil die Menschen heute länger fit sind, können sie auch länger in einem mitunter anstrengenden Ehrenamt aktiv sein. Zudem sind in vielen Dörfern tagsüber kaum Feuerwehrleute vor Ort, weil sie anderswo arbeiten. "Warum sollten da nicht im Dorf lebende Rentner für den Erstangriff ausrücken?", fragt der Innenminister.

Der Bitburg-Prümer Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch spricht angesichts der Situation von einer "Zufallsbereitschaft", weil man mancherorts bei einem Einsatz nicht wisse, ob auch ausreichend Feuerwehrleute da seien. Um dem vorzubeugen, würden bei einem Einsatz heute oftmals mehrere Feuerwehren gleichzeitig alarmiert. Umgekehrt werden laut Larisch bei einem Brand auch schon mal Feuerwehrleute aus anderen Dörfern alarmiert, wenn diese vor Ort arbeiten.

Trotz aller Bemühungen kommt es schon mal zu kritischen Situationen. So berichtet ein Feuerwehrmann aus dem Altkreis Bitburg von einem Einsatz, bei dem das Löschfahrzeug nicht ausrücken konnte, weil kein Feuerwehrmann mit LKW-Führerschein vor Ort gewesen sei. Gottseidank hatte nur ein Rauchmelder wegen angebrannten Essens ausgelöst. "Hätte es sich um einen richtigen Gebäudebrand gehandelt", so der Feuerwehrmann, "wären wir in die Bredouille gekommen."

In immer mehr Kommunen wird inzwischen nach Angaben des Landesfeuerwehrverbands darüber nachgedacht, Hauptamtliche als Wehrleiter oder Gerätewarte einzustellen, "um Personalengpässe aufzufangen", wie Frank Hachemer sagt. Der Verbandspräsident glaubt zudem, dass mehr Frauen und auch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für die Feuerwehren gewonnen werden könnten.

Würde alles nichts helfen und die freiwilligen Wehren weiter an Zuspruch verlieren, könnten Männer zwischen 18 und 60 Jahren nach dem rheinland-pfälzischen Brandschutzgesetz für den ehrenamtlichen Feuerwehrdienst sogar zwangsverpflichtet werden. Aber das sei nur als Ultima Ratio denkbar, sagt Innenminister Roger Lewentz.

Nachwuchs verzweifelt gesucht

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FEUERWEHR IN ZAHLEN

(sey) Bei den 2250 Freiwilligen Wehren in Rheinland-Pfalz sind 51.000 Feuerwehrleute aktiv. Knapp sechs Prozent davon sind Frauen. Daneben gibt es fünf Berufsfeuerwehren mit 800 hauptamtlichen Feuerwehrleuten. In der Region Trier hat nur Trier eine Berufsfeuerwehr. Dem Feuerwehrnachwuchs mit landesweit 1100 Jugendwehren gehören 11.300 Mädchen und Jungs an.

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