Ungeklärte Morde in Rheinland-Pfalz Wenn Tote keine Namen haben

Trier · Beim Landeskriminalamt sind 58 nicht identifizierte Leichen registriert. Darunter ist auch der Fall eines Mannes, der vor 15 Jahren in der Eifel erschossen aufgefunden worden ist.

Forstarbeiter machen in einem unweit von Idar-Oberstein gelegenen Waldstück die schreckliche Entdeckung. In einem Bundeswehr-Schlafsack, der in mehrere blaue Abfalltüten eingepackt ist, liegt der Leichnam eines etwa 40 Jahre alten Mannes. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Unbekannte einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Der zuletzt vermutlich im Obdachlosenmilieu lebende Mann ist bis heute nicht identifiziert - und seit der Tote gefunden wurde, sind 23 Jahre vergangen.

Kein Einzelfall. Beim Mainzer Landeskriminalamt (LKA) sind derzeit 58 unbekannte Tote registriert, 50 männliche und 13 weibliche. Zu der Differenz kommt es, weil bei fünf Leichen oder Leichenteilen das Geschlecht nicht zu bestimmen ist. "Diese werden dann als männlich und weiblich erfasst", sagt LKA-Sprecherin Anna Danielsen. Der älteste beim Landeskriminalamt registrierte unbekannte Tote wurde im Januar 1976 in Echternacherbrück (Eifelkreis Bitburg-Prüm) entdeckt. Das Alter des Mannes wurde auf 50 bis 70 Jahre geschätzt. Laut Landeskriminalamt ist als Todesursache auch ein Selbstmord nicht auszuschließen.

Unbekannte Tote werden grundsätzlich obduziert. Dabei wird beispielsweise geschaut, ob es Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gibt. "Bei 14 der 58 nicht identifizierten Toten ist das der Fall, oder es ist zumindest nicht auszuschließen", sagt LKA-Sprecherin Anna Danielsen. Zu dieser Kategorie zählt auch ein zwischen 25 und 30 Jahren alter Mann, der vor 15 Jahren an der Autobahn A60 bei Sellerich im Altkreis Prüm tot aufgefunden wurde und über den der TV heute in seiner Serie über ungelöste Kriminalfälle berichtet. Der vermutlich aus Nordafrika stammende Mann wurde vor Ort erschossen, und außer einer kleinen Narbe am Handgelenk hatte der Unbekannte keinerlei Auffälligkeiten. Eher dürftig war nach Angaben des Chefs der Trierer Mordkommission, Christian Soulier, auch die Spurenlage. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Altfall eines Tages geklärt werden kann, ist daher eher gering.

Und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass einem unbekannten Toten erst nach vielen Jahren ein Name zugeordnet werden kann. So wurde erst vor fünf Monaten ein Mann identifiziert, dessen Leichnam vor 20 Jahren am Rheinufer bei Neuwied ans Ufer gespült worden war. Der Tote galt seit 1994 als vermisst. Vor acht Jahren ging es um die Identität einer jungen Frau, deren Leiche an der Autobahn A61 bei Niederzissen im Kreis Ahrweiler gefunden worden war. Die unbekannte Tote wurde einen Monat später identifiziert, nachdem eine Mutter ihre 16-jährige Tochter als vermisst gemeldet hatte und der genetische Fingerabdruck Gewissheit brachte. Kurze Zeit darauf wurde auch der Mörder verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Alle Fälle über unbekannte Tote oder vermisste Personen werden von den Ländern in eine Datei beim Bundeskriminalamt eingestellt und dort abgeglichen. Weil die kriminaltechnischen Möglichkeiten immer besser werden, ist die Hoffnung groß, so den ein oder anderen offenen Fall auch nach Jahrzehnten noch aufzuklären.

Neue Hinweise im Mordfall Hemmerle
Im Fall der vor 28 Jahren ermordeten Triererin Beatrix Hemmerle gehen die Ermittler mehreren Hinweisen nach, die nach der neuerlichen Berichterstattung im Trierischen Volksfreund und in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" eingegangen sind. Für eine Bewertung sei es allerdings noch zu früh, hieß es am Freitag aus Polizeikreisen.

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