Wer nicht öffnet, macht sich verdächtig

Die Meinungen zu dem am Donnerstag vom Bundestag verabschiedeten neuen Waffenrecht sind geteilt. Der TV sprach mit einem Jäger und einem Sportschützen. In der Region gibt es rund 60 000 Waffen.

Fließem. Drei Waffen hat Gerd Grebener in seinem Waffenschrank. Alle sind registriert bei der zuständigen Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Der 45-Jährige aus Fließem ist Jäger. Seit zehn Jahren sei das sein Hobby, sagt Grebener. Obwohl er bislang nicht gegen das Waffenrecht verstoßen hat, muss er künftig damit rechnen, dass Mitarbeiter der Kreisverwaltung bei ihm klingeln und kontrollieren, ob er seine drei Waffen, die er ausschließlich für die Jagd verwendet, auch vorschriftsmäßig in einem Stahltresor verschlossen hat. Als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden mit 16 Toten hat der Bundestag am Donnerstagabend eine Verschärfung des Waffenrechts beschlossen. Die Altersgrenze für das Schießen mit Großkaliber-Waffen wird von 14 auf 18 Jahre angehoben werden. Die rund zwölf Millionen legalen Schusswaffen in Deutschland sollen bis Ende 2012 in einem zentralen elektronischen Register erfasst werden. Außerdem müssen sich die Besitzer auf verdachtsunabhängige Kontrollen zur Aufbewahrung ihrer Waffen einstellen. Wer die Kontrolleure nicht reinlässt, macht sich verdächtig, die zuständige Behörde darf in diesem Fall die Zuverlässigkeit des Waffenbesitzers und damit das Recht auf Waffenbesitz erneut überprüfen. Bislang blieb es ohne Konsequenzen, wenn ein Jäger, Sportschütze oder Wachmann den Behördenmitarbeitern den Zutritt verweigerte. Allerdings fehlt den Behörden das Personal, um regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Allein in der Region gibt es 14 000 Waffenbesitzer, die rund 60 000 Pistolen und Gewehre in den Schränken haben.

"Ich werde unter Generalverdacht gestellt"



Grebener geht das neue Waffenrecht zu weit. "Ich werde damit quasi unter Generalverdacht gestellt", ärgert sich Grebener. Das neue Waffenrecht sei ein populistischer Beschluss vor den Bundestagswahlen. "Damit wird kein weiterer Amoklauf verhindert", glaubt Grebener, der Vater von zwei Söhnen, 14 und 17, ist. Auch helfe die Neureglung nicht gegen illegalen Waffenbesitz. Für den Hobby-Jäger ist das Gesetz daher nur eine Beruhigungspille, "mit der aber nichts kuriert wird."

Dass Jugendliche zu Amokläufern werden, sei kein Problem des Waffenrechts, es sei ein gesellschaftliches Problem: überfüllte Klassen, kein Geld für wirkliche Jugendarbeit.

Bei den rheinland-pfälzischen Sportschützen sieht man das neue Waffenrecht gelassener. "Wer eine Waffe besitzt, musste doch schon immer mit Kontrollen rechnen", sagt Wilfried Keilen aus Welschbillig (Trier-Saarburg). Der Landesvorsitzende des Sportschützenverbandes sieht in dem Bundestagsbeschluss lediglich eine Klarstellung der bisherigen Regelung.

"Wer sich an die Vorschriften hält, braucht auch keine Angst vor Kontrollen zu haben." Zu dem vorgeschriebenen sorgsamen Umgang mit Waffen gehört laut Keilen zum Beispiel auch, dass der Schlüssel zum Waffenschrank nicht einfach herumliegt, er habe ihn immer bei sich, sagt der Sportschütze. Kein Problem hat der Verbandschef auch damit, dass künftig nur Erwachsene mit großkalibrigen Waffen schießen dürfen. "Das ist absolut richtig." Auswirkungen auf den Sport oder die Vereine habe das nicht, sagt Keilen.

Kritiker bezeichnen die Neuregelung als ein Reförmchen. Sie werfen der Großen Koalition vor, vor der Waffenlobby und den Sportschützen eingeknickt zu sein. Zunächst war vorgesehen, großkalibrige Waffen komplett zu verbieten.

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