Werbung raus aus ARD und ZDF?

KÖLN/MAINZ. (jks/dpa) Die Schleichwerbungs-Affäre in der ARD-Serie "Marienhof" erschüttert die Fernsehlandschaft. Immer mehr Sender stehen im Verdacht, den Zuschauern illegal Werbebotschaften präsentiert zu haben. Die privaten Sender treten nun die Flucht nach vorne an: Sie fordern ein totales Werbeverbot für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz.

Durch die "Marienhof-Affäre" kam heraus, dass Unternehmen ihre Produkte gegen Entgelt in ARD-Serien platzieren konnten – ein Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag, nach dem im Fernsehen und Hörfunk die strikte Trennung zwischen Werbung und Programm gilt. Doch Schleichwerbung kommt immer dreister daher. So geriet zum Beispiel RTL II ins Visier der Landesmedienanstalten. Wegen der Sendung "Nutella – die Geburtstagsshow" wurde jetzt ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Sat.1 erhielt eine Rüge, weil bei einem Osterhasengewinnspiel dauernd eine ganz spezielle Schoko-Marke auftauchte. Gegen RTL läuft ein Bußgeldverfahren, weil bei der Reportage "Formel 1 – der Transport einer Weltmeisterschaft" am 19. Juni ständig Autos eines gelben Dienstleisters durchs Bild fuhr. Die staatlichen Prüfer fahren nun einen harten Kurs: So hat die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen intensive Stichproben angekündigt, um Schleichwerbung vom Bildschirm zu verbannen. Denn der Zuschauer kann den verkappten Kommerz-Botschaften auch dann nicht entgehen, wenn er durch "Weiterzappen" oder Herausschneiden der Spots beim Aufnehmen von Sendungen die regulären Werbeblöcke überspringt. Nach den jüngsten ARD-Vorfällen verlangen nun die Privatsender das Ende jeglicher Werbung im öffentlich-rechtlichen Bereich. RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler fordert eine "faire Teilung": Rundfunkgebühren für die Öffentlich-Rechtlichen, die komplette Werbung für die Kommerziellen. ZDF-Intendant Markus Schächter lehnt das ab: Werbung gehöre zum Fernsehen einfach dazu. Zudem müssten die Zuschauer monatlich 1,50 Euro mehr Rundfunkgebühren (derzeit 17,03 Euro) zahlen.Ihre Meinung in Kürze? Soll die Werbung aus öffentlich-rechtlichen Programmen verschwinden? Ihre Mail wird nur veröffentlicht, wenn Name und Anschrift vorliegen.

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