"Wie eine private Peepshow"

Um die Sicherheit in Flugzeugen zu gewährleisten, sind in den USA bereits 97 sogenannte "Nacktscanner" im Einsatz. Allerdings gibt es Zweifel, ob diese auch wirklich nur aus Sicherheitsgründen verwendet werden.

Washington. Die Kontrollen sollten, das hatte die US-Sicherheitsbehörde TSA zugesagt, nach dem Zufallsprinzip erfolgen. Doch was ein Vielflieger kürzlich am Airport der Zocker-Metropole Las Vegas beobachtete, ließ ihn daran stark zweifeln: "Vor allem junge und attraktive Frauen wurden von den männlichen Sicherheits-Mitarbeitern durch den neuen Bodyscanner geschickt," empört sich Mike S. aus Baltimore im Internet-Forum "Flyertalk", "darunter auch meine beiden Töchter".

Der Geschäftsmann vermutet hinter dieser Praxis pure Absicht: "Da erfreuen sich doch manche TSA-Mitarbeiter an einer privaten Peepshow."

Während die Bundesregierung in Berlin in diesem Sommer mit einem Pilotprojekt die umstrittenen "Nacktscanner" testen will, gehören die Geräte in den USA längst zum Reise-Alltag - ebenso wie Debatten um den Persönlichkeitsschutz und die Sicherheit der durchleuchteten Personen. 97 Bodyscanner stehen derzeit an großen US-Flughäfen wie in San Francisco, Miami, Las Vegas, New York und Washington, ihre Zahl soll bis Jahresende auf 500 aufgestockt werden. Doch Vorfälle wie sie Mike S. beobachtete stellen eines der wichtigsten Versprechen der Scanner-Befürworter infrage: die Wahrung der Privatsphäre.

Bürgerrechtler haben Bedenken



Zwar sehen, versichert die TSA, die an der Vorauswahl der Reisenden beteiligten Sicherheitsmitarbeiter nicht die Aufnahmen, doch sie stehen in ständigem Kontakt mit weiteren Screenern, die in einem geschlossenen Raum die Bilder analysieren. Auch die Tatsache, dass die Aufnahmen angeblich nicht gespeichert oder ausgedruckt werden können und der Einsatz von Handy-Kameras verboten ist, hat die Bedenken von Bürgerrechtlern nicht entkräften können: "Dies ist ein virtueller Striptease," rügt die "American Civil Liberties Union", der nichts anderes als "Sicherheitstheater" darstelle: "Terroristen werden Stellen finden, wo die Geräte nicht in Betrieb sind", so die Organisation.

Auch der Umstand, dass die Passagiere die Wahl zwischen dem "Bodyscanner" und einer manuellen Sicherheitskontrolle haben, hat manche Kritiker nicht besänftigt - zumal viele Reisende von dieser Option nichts wissen. Eine in Deutschland beabsichtigte Verfremdung der Bilder, um bestimmte intime Körpermerkmale zu verwischen, findet an den beiden in den USA eingesetzten Gerätetypen zudem nicht statt. Eine Erfahrung, die auch TSA-Mitarbeiter Rolando Negrin machte - mit Folgen. Der am Flughafen Miami beschäftigte Sicherheitsbeamte wurde von einem Vorgesetzten angewiesen, "aus Testgründen" durch den neuen Scanner zu gehen. Seit diesem Tag, so der offizielle Polizeibericht, sei der 44-Jährige von Kollegen gehänselt worden, weil er "einen kleinen Penis" habe. Im Mai dieses Jahres platze Negrin der Kragen: Er attackierte einen Mitarbeiter mit einem Knüppel. Ihm droht nun eine Gefängnisstrafe.

Die durchschnittliche Fünf-Sekunden-Prozedur hat, so die TSA, bisher zu keinerlei größeren Zwischenfällen an den Flughäfen-Schleusen geführt.

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