Wie Internet-Nutzer ihre Daten sicherer machen

Trier · Millionen von Datensätzen sind abgegriffen worden. Der Späh-Skandal um die Geheimdienstdienste nimmt ungeheuerliche Ausmaße an. Doch ganz so hilflos, wie man vermuten könnte, ist Otto Normalbürger nicht.

 Sicherheit im Internet kostet Zeit – lohnt sich aber. Symbol-Foto: dpa

Sicherheit im Internet kostet Zeit – lohnt sich aber. Symbol-Foto: dpa

Als Hans-Peter Friedrich (CSU) den Deutschen empfahl, sich doch bitte sehr selbst um den Schutz ihrer Daten zu kümmern, erntete er Hohn und Spott. Schließlich ist Friedrich nicht irgendwer, sondern als Innenminister zuständig für die Sicherheit der Deutschen. Immerhin: So ganz unrecht hatte der Politiker nicht, denn es gibt in der Tat auch für den Normalbürger Möglichkeiten, sich zu schützen. Welche das sind, zeigen wir hier auf:

E-Mails verschlüsseln: Schon seit langem gibt es mit dem Programm Pretty Good Privacy (sinngemäß: "Ziemlich gute Privatsphäre") die Möglichkeit, E-Mails zu verschlüsseln. Das Verfahren ist etwas aufwendig. So muss der Nutzer mit dem Programm zunächst einen öffentlichen und einen geheimen Schlüssel erzeugen, mittels derer die Daten codiert werden. Hauptproblem bei der E-Mail-Verschlüsselung ist, dass beide Gesprächspartner das Verfahren verwenden müssen. Die Verschlüsselung selbst aber ist inzwischen gut in Mail-Programme wie Mozilla Thunderbird integriert. Thomas Heinen, Informatiker und Vorsitzender der Piratenpartei Trier/Trier-Saarburg sagt: "So komplex, wie es einst war, ist das Thema nicht mehr". Der IT-Professor Konstantin Knorr von der Hochschule Trier hat dennoch Zweifel, ob die Verschlüsselung etwas für jedermann ist: "Die bestehenden Verschlüsselungssysteme für E-Mail sind leider für Menschen ohne starken IT-Bezug nur schwer zu benutzen", sagt Knorr.

Anonym surfen: Auch wer im Internet surft, kann seine Identität verschleiern. Denn normalerweise ist jeder Internetanschluss aufgrund der Kennung, die ihm vom Zugangsanbieter zugewiesen wird, identifizierbar. Über Anonymisierungsdienste wie das "Tor-Netzwerk" surft der Nutzer über so viele Knotenpunkte, dass nicht mehr nachvollziehbar ist, woher der Nutzer kommt. "Leider leidet die Geschwindigkeit beim Surfen hierbei merklich, und Geheimdienste können das zugrunde liegende Netzwerk infiltrieren oder blocken", gibt Computerexperte Knorr zu bedenken.

Daten verschlüsseln: Bevor man Daten ins Internet lädt, zum Beispiel zu Anbietern wie Dropbox, Skydrive oder Google Drive, sollte man sie verschlüsseln. "Dafür eignen sich Programme wie TrueCrypt", sagt Pirat Thomas Heinen. Außerdem empfiehlt er, nach Möglichkeit auf eigene Server und ans Internet angebundene Festplatten zurückzugreifen.

Europäische Angebote: Oft gehört ist in jüngster Zeit auch der Rat, nur auf deutsche oder europäische Anbieter zurückzugreifen, weil Facebook, Google & Co. ihre Rechenzentren in den USA, also auch in unmittelbarer Reichweite zu Geheimdiensten wie der NSA, stehen haben. "Internetnutzer sollten sich gut überlegen, wem sie ihre Daten anvertrauen", rät Konstantin Knorr. "Im Prinzip keine schlechte Empfehlung", sagt auch Heinen, "Dienste wie GMX oder Strato statt Gmail oder Dropbox zu verwenden". Allerdings schütze dies nicht davor, dass inländische Dienste wie der Bundesnachrichtendienst darauf zugreifen.

Ohnehin weisen alle Experten darauf hin, dass es hundertprozentige Sicherheit in der Informationstechnologie nicht gibt. Schaden aber kann es nicht, sich zu informieren. Beispielsweise auf sogenannten Kryptografie-Partys, bei denen das notwendige Fachwissen zum Verschlüsseln vermittelt wird und auch Laien Unterstützung finden. Veranstaltungen bieten in der Region zum Beispiel die Trierer Piraten (Donnerstag 25. Juli, 19.30 Uhr, Scheinbar, Weberbach 72 in Trier - Achtung: die Veranstaltung wurde kurzfristig verlegt, sie war ursprünglich für die Gaststätte Zum Eselchen geplant) oder der Chaos Computer Club Trier ( ccc-trier.de ) an.

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