Wieder eine letzte Chance

"Du hast keine Chance, also nutze sie", dichtete einst der bayerische Satiriker Herbert Achternbusch. So mancher hat den Antikenfestspielen längst keine Chance mehr gegeben nach den Flops der Vorjahre.

Klar ist: Es gibt höchstens noch diese eine. Aber es sieht so aus, als täte man diesmal alles, um sie zu nutzen. Das Programm ist ein Angebot an breite Schichten des kulturinteressierten Publikums, ohne dass es sich an den Massengeschmack anbiedert. "Samson und Dalila" ist eine Oper mit Hollywood-Charme. 250 Mitwirkende, großes szenisches Tableau, melodische Musik zum Niederknien: Das spielt endlich wieder die Möglichkeiten der antiken Stätten in Trier aus. Und ist trotzdem keine beliebig austauschbare Aida oder Carmen. "Ödipus" setzt auch auf jüngeres Schüler-Publikum, das gerade die unkonventionellen Schauspiel-Inszenierungen von Regisseur Horst Ruprecht im Trierer Theater bevölkert. Richtige Ansätze, ebenso wie die erneuerte Kooperation mit Luxemburg, die keine Eintagsfliege bleiben sollte. Und wenn es gelingt, dass misstrauisch gewordene Publikum dafür zu gewinnen, sich wenigstens wegen des neuen Raumkonzepts wieder mal eine Festspiel-Produktion anzusehen, dann müsste die vorsichtig kalkulierte Auslastungsquote von 75 Prozent erreichbar sein. Das ersetzt freilich nicht die breite Diskussion über die Frage, wohin man mit den Festspielen langfristig will. Wachsen oder nicht? Mit welchem inhaltlichen Konzept? Wie viel Geld braucht man dafür, und wo könnte es herkommen? Spielt man auf Dauer im Amphitheater oder baut man in den Kaiserthermen groß aus? Viel Klärungsbedarf. Egal, wie die Saison 2007 läuft. d.lintz@volksfreund.de

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