Wildfänger sollen Zugausfälle verhindern

Trier · Auch nach einem Jahr gibt es noch immer Ärger wegen der neuen Züge auf der Eifelstrecke zwischen Trier und Köln: Fast kein Tag vergeht ohne Verspätungen und Zugausfälle. Bahnfahrer sind sauer.

 Ein Zug des Typs Lint passiert den Bahnübergang in Trier-Ehrang. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ein Zug des Typs Lint passiert den Bahnübergang in Trier-Ehrang. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: (g_pol1 )

Trier. 28 Minuten Verspätung hatte gestern Morgen der Regionalexpress von Köln nach Trier, als er im nordrhein-westfälischen Kall anhielt. Ansonsten lief laut Fahrplanauskunft der Bahn der Verkehr auf der Eifelstrecke zwischen Trier und Köln gestern mehr oder weniger pünktlich.
Das scheint aber eher die Ausnahme zu sein. Denn noch immer gibt es auf der Eifelstrecke regelmäßig Zugausfälle, Pannen und überfüllte Züge. Bereits bei der Fahrplanumstellung vor einem Jahr gab es ständig Ärger mit den neuen Zügen vom Typ Coradia Lint (Hersteller: Alstom). Mal öffneten sich die Türen nicht oder Trittbretter, die das Einsteigen von Rollstuhlfahrern erleichtern sollen, fuhren nicht aus. Dann gab es Probleme mit den Klimaanlagen. Auch das Kühlsystem zeigte sich als extrem anfällig, platzende Kühlschläuche und dadurch auslaufende Flüssigkeit legte die Elektronik lahm.
Fahrgäste machen sich seit Monaten im Internet Luft. "Seit Wochen vergeht nicht ein Tag, an dem die Bahn normal funktioniert", schreibt etwa eine Bahnfahrerin im Facebook-Forum Eifelpendler. Bahnsprecher Dirk Pohlmann bestätigt, dass es in den vergangenen Tagen wieder gehäuft zu Verspätungen und Zugausfällen gekommen ist. So haben drei Triebwagen wegen Getriebeschäden nicht zur Verfügung gestanden, andere seien durch Wildunfälle beschädigt worden. Die Reparatur dauerte ein bis zwei Wochen.
Grund für die Anfälligkeit durch Wildunfälle ist wohl, dass die Kabel und Stecker frei zugänglich unter dem Zug liegen. Was als wartungsfreundliche Variante gedacht war, entpuppt sich nun als Pannengrund. Nun sollen die Züge mit Wildfängern ausgestattet werden, damit eine Kollision mit einem Wildschwein nicht gleich ein Totalausfall des Zuges bedeutet.
Bei einigen Zügen gebe es sogenannte Fantom-Störungen: Es würden Störungen angezeigt, die einen sofortigen Halt der Fahrzeuge notwendig machten, aber es könnte anschließend kein Fehler gefunden werden, so Pohlmann. So wurde in einigen Zügen etwa angezeigt, die Antriebswelle sei gebrochen, es gebe ein Leck im Dieseltank oder der Bordcomputer sei abgestürzt. Das hat wohl bei dem einen oder anderen Triebwagen zu einer Zwangsbremsung geführt.
Unbefriedigende Situation


Das alles sei eine unbefriedigende Situation, so der Bahnsprecher. "Wir sind äußerst unzufrieden", sagt auch Holger Klein, Sprecher des für den nordrhein-westfälischen Teil der Strecke zuständigen Zweckverbands Nahverkehr Rheinland. Die Zuverlässigkeit der Lint-Züge lasse noch immer zu wünschen übrig. Für jede Verspätung und jeden Zugausfall müsse die Bahn Strafen zahlen.
Von Mitte August bis Ende Oktober hat es laut Thomas Nielsen, Sprecher des für den rheinland-pfälzischen Abschnitts der Eifelstrecke zuständigen Zweckverbands SPNV Nord, insgesamt 26 Zugausfälle gegeben, was einer Ausfallquote von 1,9 Prozent entspreche. "Das ist immer noch nicht befriedigend, im Vergleich zu anderen Strecken, aber auch nicht so dramatisch, wie dies teilweise in der Öffentlichkeit dargestellt wird", sagt Nielsen. Auch die Verspätungen halten sich seiner Auskunft nach zumindest zwischen Gerolstein und Trier in Grenzen. Zwischen 92 und 97 Prozent der Züge seien von Januar bis September maximal fünf Minuten zu spät angekommen.

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