"Will kein Spielball der Politik sein"

Ulrich Dexheimer (51) ist seit kurzem neuer Chef der landeseigenen Investitions- und Strukturbank (ISB) in Mainz. Sein Grundsatz für das Wirtschaftsförderungs-Institut lautet: Kontinuität. Gleichwohl will er den Dialog mit der Landesregierung verstärken und neue Akzente setzen.

Mainz. Das Hauptaugenmerk der Investitions- und Strukturbank gilt seit ihrer Gründung im Jahr 1993 den Sorgen und Nöten des Mittelstandes. Die ISB schnürt Finanzierungspakete aus Zuschüssen, Darlehen, Bürgschaften, Garantien und Beteiligungen. Kürzlich ist Hans-Joachim Metternich als Sprecher der Geschäftsführung ausgeschieden. Ulrich Dexheimer will an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen. Ein "Patriarch" wie Metternich, der über alles gewacht und anfangs aus Spargründen selbst die Lichter im gesamten Gebäude ausgeknipst habe, sei er aber nicht, sagt Dexheimer.

Der studierte Volkswirt wirkt umgänglich und nicht wie ein strenger Banker, obwohl er sein Berufsleben in Banken verbracht hat. Im Juli 2008 kam Dexheimer zur ISB. Damals sei ihm der Wechsel von einem privat-rechtlichen zu einem öffentlich-rechtlichen Institut leicht gefallen, erinnert sich der Vater von drei Kindern. Nach eigenem Bekunden hat er "nie etwas anderes gemacht als Mittelstandsgeschäft".

In erster Linie sieht der gebürtige Bingener die ISB als Wirtschaftsförderer, nicht als Bank. "Wir sind nicht an einer Gewinnmaximierung interessiert." Gleichwohl sei die Geschäfts-, Risiko- und Ertragslage stabil. Hauptsächlich erzielt die Bank ihre Gewinne im Geschäft mit Kommunalkrediten, mit Sozialdarlehen an Krankenhäuser, mit günstigen Globaldarlehen an andere Banken oder mit Kreditförder-Programmen. Daran wird laut Dexheimer nicht gerüttelt. Die ISB werde auch keine Direktgeschäfte an den Hausbanken vorbei betreiben. "Das dürfen wir als Wirtschaftsförder-Institut EU-rechtlich nicht."

Ring-Finanzierung noch nicht unter Dach und Fach



Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Der Nürburgring ist so eine Ausnahme. Laut Ministerpräsident Kurt Beck im Dezember 2009 soll die ISB die Investitionen an der Rennstrecke von rund 350 Millionen Euro finanzieren - direkt und ohne Hausbank. "Frei sind wir dabei nicht. Wir müssen das EU-Recht sowie die eigene Risikotragfähigkeit beachten", schränkt Dexheimer ein.

Da das Eigenkapital rund 225 Millionen Euro betrage, müsse bei diesem Geschäft "eine risikomäßige Entlastung durch den Gesellschafter her". Übersetzt heißt das, das Land muss Garantien stellen oder bürgen. Laut Dexheimer ist die Finanzierung noch nicht unter Dach und Fach. Derzeit würden die Tragfähigkeit und Sicherheit des neuen Zukunftskonzeptes für den Nürburgring geprüft. Ein Geschäftsplan liege noch nicht vor.

Über die Rennstrecke spricht der ISB-Chef nicht sonderlich gerne. Er betont, dass die Bank viel stärker damit beschäftigt sei, die heimische Wirtschaft in der Krise zu unterstützen. Im vergangenen Jahr wurden 44,1 Millionen Euro bewilligt und damit laut Wirtschaftsminister Hendrik Hering 2600 Arbeitsplätze erhalten und 1500 neue geschaffen. Die zahlreichen Kredit- und Bürgschaftsprogramme sollen noch ausgeweitet werden.

Auch die klammen Kommunen bleiben im Fokus. Ihnen will die ISB nicht nur verstärkt günstige Kommunalkredite, sondern auch "pfiffige Finanzierungen" anbieten. Dabei will sie versuchen, sich stärker in der Fläche zu engagieren, etwa mit Heim-Büros von Mitarbeiter in den Regionen. Neue Akzente sollen beim Strukturwandel gesetzt werden. Dexheimer will bei den Ministerien ausloten, wo und wie die ISB ihren Auftrag, mittelstandsfreundliche Strukturen im Land zu fördern, erfüllen kann. Ihm schweben neben klassischen Infrastrukturprojekten solche für Bildungs- oder Forschungseinrichtungen vor. Eines macht Dexheimer auch deutlich: Zum Spielball der Politik will er sich nicht machen lassen. "Die Ertragslage muss stets stimmen und das Risiko begrenzt sein."

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