Windräder könnten näher an die Orte heranrücken

Trier/Mainz · Das Land hat die Pläne für den Ausbau von Windkraftanlagen konkretisiert. In einem Rundschreiben haben Kommunen und Planer gestern Empfehlungen bekommen. In der Region ist man damit aber nicht zufrieden.

 Wie nah heran an die Ortslage darf das Windrad? Wie der Koloss, der hier den Kirchturm von Gusenburg (Kreis Trier-Saarburg) überragt? Die Optik täuscht: Das Windrad ist echt, steht aber im Saarland. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Wie nah heran an die Ortslage darf das Windrad? Wie der Koloss, der hier den Kirchturm von Gusenburg (Kreis Trier-Saarburg) überragt? Die Optik täuscht: Das Windrad ist echt, steht aber im Saarland. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Trier/Mainz. 1000 Meter? Oder doch 800 Meter? Wie weit müssen Windräder von Wohnhäusern entfernt sein? Darüber herrscht noch immer Unklarheit. Ein gestern vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium verschicktes Rundschreiben verwirrt auch mehr, als dass es für Klarheit sorgt. Darin wird nämlich ein Abstand von 800 Metern empfohlen, "wie auch in anderen Bundesländern", heißt es in der Mitteilung von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. Sie verweist auf Bestimmungen etwa in Bayern oder Baden-Württemberg. Mit den überarbeiteten Abstandsempfehlungen werde "den Fortschritten in Technik und Fertigung der Bauwerke Rechnung getragen".
Mit dem Rundschreiben wolle man Kommunen und Anlagen-bauern einen Überblick über die Grundsätze und Ziele der Planung für Windräder geben, sagte eine Ministeriumssprecherin unserer Zeitung. Es handele sich nicht um rechtsverbindliche Vorgaben. Die soll es erst mit der endgültigen Verabschiedung der Neufassung des vierten Landesentwicklungsplanes (Lep IV) geben. Derzeit gibt es nur einen Entwurf. Die endgültige Fassung soll angeblich Anfang April verabschiedet werden. Darin wird es dann konkrete Vorgaben für die Windkraftplanung geben.
Trotzdem laufen die Planungen in einzelnen Kommunen derzeit schon auf Hochtouren. Und in den meisten Räten hält man sich an die Vorgabe der regionalen Planungsgemeinschaft, die für die Raumplanung in der Region zuständig ist. Als Mindestabstand von Windrädern zur Wohnbebauung hat die Planungsgemeinschaft 1000 Meter vorgegeben. Roland Wernig, Chef der Planungsgemeinschaft, hält diesen Abstand weiterhin für notwendig. Die vom Wirtschaftsministerium empfohlenen 800 Meter hält er für nicht ausreichend, vor allem dann, wenn mehrere Anlagen gebaut würden. Dann reichten 800 Meter nicht aus, um die Bewohner vor Lärm zu schützen.
Auch im Hinblick auf die immer leistungsstärker und damit laut Wernig vermutlich lauter werdenden Windräder sei ein Abstand von mindestens 1000 Metern notwendig. Die Kommunen täten daher gut daran, sich weiterhin für einen 1000-Meter-Abstand zu entscheiden, rät Wernig. Laut Ministerium ist es den Kommunen freigestellt, auch einen größeren als den empfohlenen 800-Meter-Abstand zu wählen. "Maßgeblich für den tatsächlichen Abstand bleibt die Bewertung des konkreten Einzelfalls", heißt es im Rundschreiben.
Auch in einem anderen Punkt hätte sich Wernig klarere Vorgaben des Landes gewünscht. Im Entwurf des Lep IV heißt es, dass es in sogenannten Kulturlandschaften Ausschlusskriterien für Windräder geben solle. Explizit genannt sind die Flusstäler von Mosel, Saar, Sauer und Our sowie die Mittelgebirge Moselhunsrück und Vulkaneifel. Bis zu sechs Kilometern Entfernung von Orten und Burgen in solchen Landschaften sollen Windräder tabu sein. Mangels konkreter Vorgaben erstelle die Planungsgemeinschaft derzeit ein Kataster solcher Kulturlandschaften, sagt Wernig. Ein Zehntel der Fläche der Region sei betroffen.Extra

Die bisher geltenden Abstandsempfehlungen wurden überarbeitet: Empfohlen wird ein Abstand von 800 Metern zu Erholungsgebieten sowie Misch-, Kern- und Dorfgebieten und von 500 Metern zu Einzelhäusern im Außenbereich. Nationalparks und Naturschutzgebiete bleiben für Windräder tabu. Dem Artenschutz, besonders dem Schutz von Vögeln, komme eine größere Bedeutung zu. "Ziel ist es auch, den Ausbau der Windenergie so zu lenken, dass keine Konflikte, unter anderem mit Anforderungen an den Naturschutz, entstehen", sagte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. wie

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