"Wir haben nichts zu verbergen"

TRIER. (red) Forschungsprojekt oder ausgeklügelte Bauern-Kontrolle? Die Ausschreibung des Umweltbundesamtes für "verdeckte Feldbeobachtung" bei den Landwirten sorgt für Wallung.

"Erfassung des Fehlverhaltens bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie Ableitung von Verbesserungsvorschlägen für die zukünftige Vollzugstätigkeit im Pflanzenschutzbereich." Hinter diesem Bürokratendeutsch verbirgt sich die Ausschreibung des Bundesumweltamtes (UBA), die derzeit für Wallung sorgt. Vor allem die Bezeichnung "verdeckte Feldbeobachtung" treibt Bauernfunktionären und Politikern die Zornesröte ins Gesicht. Im Zuge des Projekts sollen laut Ausschreibung "mittels verdeckter Feldbeobachtung auf gewässernahen landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Flächen, die über Deutschland verteilt sind (insbesondere erwerbsmäßiger Feldbau, Obstbau und Weinbau)" Bodenproben entnommen werden. Wie diese Beobachtungen konkret ablaufen sollen, steht noch nicht fest.Im Berliner Amt, das Bundesumweltminister Trittin untersteht, versucht man seit gestern Schadensbegrenzung zu betreiben. Die Ausschreibung ist plötzlich von der Homepage des Amtes verschwunden, und prompt kam gestern die (allerdings immer noch verklausulierte) Klarstellung. Die Beobachtungen, die im Rahmen des Projektes gewonnen würden, sollten ein "realistisches Bild vom alltäglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in verschiedenen Regionen" zeichnen. Es gehe nicht ums "Ausspionieren", versichert Karsten Klenner, Leiter des UBA-Präsidialbereiches, der allerdings zugeben muss, dass man vielleicht beim Lesen der Ausschreibung auf diese Idee kommen könnte.Michael Billen, Landwirt und Bauern-Experte der CDU-Landtagsfraktion, und die Bauernfunktionäre jedenfalls interpretieren die Ausschreibung so. Während Billen in gewohnter Manier poltert, gibt sich die SPD-Landtagsfraktion etwas hilflos: Sei doch alles ganz harmlos und nur ein Forschungsprojekt, mit dem die "gute und verantwortungsvolle Arbeit der rheinland-pfälzischen Landwirte" bestätigt werden könne, glaubt die argrapolitische Sprecherin der SPD, Friederike Ebli.Unterdessen haben die Bauern bereits zum Sturm geblasen. Dieses Vorhaben koste viel Vertrauen, sei unbegreiflich und unnötig, sagt der Vorsitzende des Bauernverbands Bitburg-Prüm, Michael Horper. Es gebe bereits Kontrollen durch die EU. "Wir haben nichts zu verbergen." Das Projekt zeige, was das Bundesumweltamt von den Bauern halte, schimpft Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Nicht das Amt habe die Aufgabe, den ordnungsgemäßen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz zu kontrollieren. Dafür gebe es schließlich die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer. Das ist auch die Meinung des rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministers Hans-Artur Bauckhage (FDP), der den aufgebrachten Bauern Rückendeckung gibt. In Rheinland-Pfalz werde eine moderne Landwirtschaft betrieben und gewährleistet. Die beiden Pflanzenschutzdienste des Landes in Bad Kreuznach und Neustadt leisteten gute Arbeit. Einer weiteren Kontrolle bedürfe es nicht, sagt Bauckhage. Vor allem bedürfe es keiner Kontrolle, die als Forschungsprojekt getarnt werde.

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