"Wir halten täglich den Kopf hin"

Für den Trierer Polizeipräsidenten Lothar Schömann ist die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizisten unerträglich. Im TV-Interview äußert er sich zu den Angriffen auf zwei Polizisten und vier Passanten am vorigen Samstag in Trier. Mit ihm sprach unser Redakteur Bernd Wientjes.

Herr Schömann, wie geht es den beiden bei dem Angriff am Samstagmorgen verletzten Polizisten? Lothar Schömann: Nicht gut. Neben den erheblichen Verletzungen kommen noch mentale Beeinträchtigungen, die ein solcher Angriff mit sich bringt, hinzu. Unser Kriseninterventionsteam war bei den beiden verletzten Kollegen und wird sie auch weiter betreuen.Wie geht es den Passanten, die gesehen haben, wie die fünf Männer den Gullydeckel auf die Fahrbahn geworfen haben, und die dann zuerst angegriffen wurden? Schömann: Sie befinden sich auch in ärztlicher Behandlung. Genaue Aussagen über ihren Gesundheitszustand liegen mir aber nicht vor.Wie bewerten Sie den Angriff auf Ihre Kollegen?Schömann: Es ist schwer erträglich, wenn Polizeibeamte, die Passanten zur Hilfe eilen, einer derart massiven Gewalt ausgesetzt sind.Nicht zum ersten Mal werden Polizisten Opfer von Gewalttaten. Wie beurteilen Sie die Lage? Schömann: Die Lage ist in keinster Weise entspannt. Seit mehreren Jahren steigt die Zahl der Angriffe auf Polizisten an. Allein 2013 wurden 642 Polizeibeamte unseres Präsidiums Opfer von Gewalttaten, darunter 87 Frauen. Auch in diesem Jahr kann von einer Entwarnung nicht die Rede sein.Wo kommt es am häufigsten zu Gewalt gegen Polizisten? Schömann: Häufig kommt es dazu bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen. Aber auch die Kollegen im Streifendienst sind fast täglich Gewalt ausgesetzt, etwa Beleidigungen oder Widerstand. Kollegen, die nach solchen Attacken physisch beeinträchtigt sind, werden von unseren Spezialisten betreut. Die Gewalt richtet sich nicht nur gegen Polizisten, sondern auch gegen Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter.Was kann, was muss getan werden, um das Problem in den Griff zu bekommen? Schömann: Die Wertschätzung unserer Arbeit darf nicht zu kurz kommen. Es ist daher wichtig, dass sich Innenminister Lewentz unmittelbar nach dem Vorfall vom Samstag dazu geäußert hat. Wir, die Polizeibeamten, halten ja den Kopf hin für Dinge, die in der Gesellschaft falsch laufen. Daher ist die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber der Polizei nur schwer zu ertragen.Wie reagieren Ihre Polizeibeamten auf Taten wie die am Samstag? Schömann: Jeder denkt, so etwas kann ihm auch jederzeit passieren. Wir sind zwar ausgebildet, um solche Situationen zu entschärfen. Aber am liebsten ist uns natürlich, wenn unsere schärfste Waffe das Wort ist. Wenn der Dialog versagt, wenn die Polizei Zwang anwenden muss und dann womöglich angegriffen wird, bedeutet das natürlich eine enorme Belastung für die Kollegen.Die Angreifer vom Samstag sollen dem Rockermilieu angehören. Sehen sie darin einen Beleg für zunehmende Rockerkriminalität in der Region? Schömann: Der Vorfall wird von uns unter dem Gesichtspunkt Rockerkriminalität genau untersucht werden. Wir wollen her-ausfinden, warum diese Straftaten von Mitgliedern eines Rockerklubs begangen wurden.Herr Schömann, der Polizeieinsatz wurde ausgelöst, weil Passanten sich eingemischt haben. Danach wurden auch sie Opfer von brutaler Gewalt. Haben solche Vorfälle Auswirkungen auf die Zivilcourage der Bevölkerung? Schömann: Nein, diese Befürchtung habe ich nicht. Die Menschen zeigen zunehmend Zivilcourage. Ihnen geht es gegen den Strich, mitzuerleben, wie andere Menschen Opfer von Straftaten werden. Natürlich sollte sich niemand selbst in Gefahr bringen, weil Situationen oft außer Kontrolle geraten. wie Extra

Nach der tödlichen Attacke auf die Studentin Tugce A. hat die Offenbacher Polizei Medienberichten zufolge zwei wichtige Zeuginnen gefunden. Ob es tatsächlich die beiden Mädchen sind, nach denen die Ermittler seit der vergangenen Woche suchen, war zunächst unklar. Die 22 Jahre alte Studentin aus Gelnhausen war am 15. November bei einem Streit zu Boden geschlagen worden und ins Koma gefallen (der TV berichtete mehrfach). Am vergangenen Mittwoch erlag Tugce A. ihren schweren Verletzungen. dpa Extra

Zur Rockerszenein der Region Trier gehört mit Cavemen einer der ältesten deutschen Motorradclubs, gegründet 1968 in Zweibrücken. Nachdem dort 1981 bei einer Schießerei auf einer Clubparty die Ehefrau eines Cavemenmitglieds erschossen wurde, soll sich der Club neu orientiert haben - in Richtung Gewaltfreiheit. Der Club ist in sogenannte Chapter (vergleichbar mit Ortsgruppen) unterteilt: Ramstein, Lebach und Trier. Der Clubraum in Trier befindet sich in der Nähe des Tatorts vom Samstagmorgen. Vier der dort gewalttätig gewordenen Männer trugen laut Trierer Staatsanwaltschaft Cavemen-Kutten. Neben den Cavemen gibt es den Ermittlern zufolge die Motorradclubs Lobo und Gremium in Konz und Gerolstein. Gruppierungen wie die Hells Angels, Banditos oder Outlaws seien in der Region nicht präsent. wie

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